Samstag, 26. Oktober 2013

In Angelegenheiten der Toten - Abenteuerlogbuch Einzelquest Oberon

Die anatomischen Studien Lütterfelds,
zu jener Kreatur,
die am Ende des Abenteuers
auf den Dächern der Stadt gestellt wurde.

Erster Abenteuer Logbucheintrag Oberons aus dem Haus der Bal Drian

Jahr 2523 Imperialer Zeitrechnung, Zweiter Feiertag der Erntezeit

Irreführend für wahr. Noch kaum ein Menschenalter beschreibt meine junge Jahreszahl und der weil bin ich weit von angestrebtem Erfahrungsschatz und vielseitiger Gelehrsamkeit der Älteren, doch schon muss ich mich nicht länger weltfremd, komfortverwöhnt und faul schimpfen lassen wie schon zu oft bisher von den Brüdern der Marienburger Elfen Enklave, nicht länger, oh nein.
Mit nicht zu geringer Verstörung an Geist und zittrig kritzelnden Fingern wage ich zu berichten, dem Tode so nah wie noch nie gekommen zu sein – nicht dem meinen, er ist ringsum, dieser Tage allgegenwärtig in diesem kalten Imperium der Menschen. 

Schmachvoll muss ich gestehen viel zu wenig über ihre Götter und Kulte zu wissen, jene spärlichen Reisenotizen der viel gereisten Älteren, kurz überflogen in jugendlichem Studium, gewiss sie sind dem Geist schon lang entschwunden.
Tag um, wundere ich mich über ihren körperlichem Aufbau, ihre grobe doch nicht minder gebrechliche Anatomie, und obschon in nie gekanntem Maße der Gewalt, Erniedrigung und Verfolgung sie gegenüber Andersartigen verfallen sind, so achtlos zerreißen sie auch Gleichartige auf die Minute in den Gassen, Plätzen und Tempeln ringsum. 

Wie erwähnt scheint Tod mein ständiger Begleiter und so hat ihr Gott des Todes es mir angetan. Anders als ihre scheinbar konkurrierenden und meiner aussenstehenden Auffassung nach in Erscheinung und Manier nicht unähnlichen Götter Sigmar und Ulric, beides hünenhafte haarige Kriegerpatronen und Sinnbild menschlicher Grobschlächtig- und Engstirnigkeit deren Anbetung sich gegenseitig zwar nicht auszuschließen, ein offenes Bekenntnis zu gleich welchem dieser Tage offenbar jedoch schnell von fatalen folgen begleitet sein kann, scheint er ein vielschichtiger und allseits Achtung findender. Nein, der Menschen Gott der Schattenwelt, Morr nennen sie ihn, ist ein mir noch unbegründeter, dem Blutbefleckten nicht unähnlicher – trotz einiger in religiösen Fußnoten beiläufiger Seitenhiebe die Khaine als seinen jüngeren Bruder und Todfeind bezeichnen – der gleichzeitig jedoch auch männliches Äquivalent zu Morai-Heg der alten Herrin der Träume und Raben zu sein scheint, jedoch erwähnenswerter Weise auch noch Feind allen Untods ist, und göttlicher Repräsentant oder auch Gemahl (?) des Unheilvollen Grünen Monds des Chaos, den sie hier Morrsleib nennen. 
Hier bemerke ich die unserem Verständnis der Unterwelt erneut abweichende Auffassung der Menschen die Herrschaft des Schattenreichs nicht Ereth Khial und den Cytharai die die Seelen der Elfen nach dem Tod fangen und als Geister freisetzen können, was unsereins nur natürlich und selbstverständlich erscheint, nein die Menschen wollen nach ihrem Dahinscheiden mit einer bestimmten Art lokal wechselnden Art Ritus bestattet werden – in dieser Bergregion Middenheims sind Seebestattungen und Einäscherungen nahe liegender Weise nicht an Häufigkeit vergleichbar mit einbalsamierter Beerdigung – und lassen ihre grotesk riesigen und überfüllten Grabfelder beziehungsweise auf meiner Exkursion mit einem ihrer Priester bemerkten Haus eignen streng versiegelten privat Gruften dann von eben jenen Morrspriestern in Stand halten und vor allem gegen nekromantische Missbräuche schützen… 
Das menschliche Verhältnis zur Bindung der Geister der Toten in verwesende Körper ist mir zwar weder unbekannt noch erspart geblieben, selbst ihren Fehlgeborenen und übrigen unbemerkt respektlos in die Gosse entsorgten Leichen bleibt derlei nicht erspart, die Erinnerung an jene Erlebnisse verflüchtigt sich bereits in gnädige Vergessenheit, doch bleibt mir ihr starkes Interesse an Erwähnter ein beständiges Rätsel, das sich nur durch ihre begrenzte Lebensdauer und Todes- oder vielmehr unerwünschter Wiederkehr-Furcht erklären lässt… zu wenige Gedanken verschwenden sie daran dass die eigentliche Bedrohung ihrer unsterblichen Seelen von den großen Anderen, alles konsumierenden Mächten des Chaos ausgeht…

Oberons vergeblicher Versuch zur Heilung
Wie dem auch sei, mein eigentliches Abenteuer begann mit dem einstweiligen Abschied meiner wankelmütigen Gefährten und dem Abliefern entwendeter Grabbeigaben an zuständigem Totenkult-Tempel, was uns nicht nur weitere Komplikationen mit Behörden und religiösen Instanzen ersparen sollte, mir gleichwohl auch Gelegenheit gab mein begrenztes Wissen menschlicher Anatomie wie auch Religion einer Belehrung zu unterziehen. Sachgemäß unterhielt ich mich mit zuständigem Schriftführer innerhalb des Tempels und vergriff mich rückblickend nicht auffallend öfter in Ton oder Respekterweisung als sonst im Umgang mit menschlichen Autoritäten, insofern der maskierte Schriftführer sich doch als höherer Priester herausstellte. 
Vorschläge meinerseits mich gleich als Außendienstmitarbeiter einzustellen wurden trotz versicherter Felderfahrung und Untod-Bekämpfungs-Versiertheit, zugegeben bestehend aus gerade mal den letzten beiden Tagen, wenig überraschend abgewimmelt – den Versuch war es wert – und eine Aushilfs-Schreiber Position die dank jetzigem Wissensstand vermutlich mehr meinen Fähigkeiten entspricht war nach üblicher Unterschriften-Prozedur – ich sollte sie bei Zeiten überdenken, da sie selten bis nie als humoristisch erkannt wird – die einzige Möglichkeit mich in den Tempeldienst zu stellen und so mehr über den Kult zu erfahren.

Nach erwähnten Privatgruft-Instandhaltungs-Rieten in Begleitung eines Jungen Priesters und gelangweilten Sargzimmerers waren nicht Untote wie zu erwarten gewesen wäre, sondern religiöse Fanatiker des Ulric es, die uns bei einem kleineren Morrsgarten Komplikationen bereiteten als wir einen Sigmar Priester zur Bergung eines seltsamen kleinen Objekts unbefugter und -nachvollziehbarer Herkunft im inneren einer Gruft konsultierten. Ein abermals verqueres Unterfangen, bei dem ich durch mehr Glück als Können im Stande war zwei Angreifer fatal zu verwunden während die übrigen, Stadtwachen, Sargbauer, junger Morrspriester und Totengräber den wie erwähnt nich minder brutalem Gott dienenden, kampfeswütigen Priester zurückzuhalten und in den Leichenkarren verladen konnten und wir im letzten Moment die Flucht ergriffen, die einer der Stadtwachen mit seinem Leben erkaufte. 

Der Herkunft des mysteriösen vermeintlich okkulten Objekts das wir aufgrund undefinierbarer ins innere der Gruft reichender Größe nicht bergen konnten auf den Grund gehend, machten der Morrspriester, der Sargbauer und ich uns danach daran den letzten bekannten Familienangehörigen des in der Gruft zuletzt Bestatteten zu finden, wurden Zeuge eines obskuren Flagellanten-(die Bedeutung und religiöse Zugehörigkeit dieses Begriffs muss sich mir erst noch erschließen, bis auf weiteres schreibe ich sie Sigmar zu) Umzugs und fanden uns wieder in einem von einem weiblichen Morrsritter bewachten Medizinischen Fakultäts Gebäude, genauer dem Vorführsaal einer Obduktion zu anatomischen Lehrzwecken. 
Ich kann nur die Verwirrung vorgehender Ereignisse für meinen Aussetzer beim Platzen in die vielbesuchte Vorlesung verantwortlich machen, gleichwohl dass ich erst im letzten Moment bemerkte wie interessant die Leichenöffnung vor Publikum doch gewesen wäre und was ich dafür gegeben hätte selbst in den Reihen der Medizin Studenten gesessen haben zu können, doch nun da ich mich neben dem Priester, dem Sargbauer und der Morrsritterin auf von letzterer erläuterter Leichendieb-Jagd in den Vortrag platzend zum Gespött machen durfte, ist es mir bis auf weiteres kein Anliegen mehr auf dem direkten Weg des Universitätsstudiums die Heilkunst zu erlernen, vielleicht werden sich improvisierte Feldverarztung nach Anleitung und Leichen Preparation, oder was sonst zum Totenpriester Handwerk gehört als weniger demütigende Lehrmeister erweisen…

In all der Aufregung jedoch versäumten wir es den von der Ritterin angesprochenen Leichenkeller im Auge zu behalten und in selbem Moment ward auch schon ein kalter, vom Morrstempel zur wissenschaftlichen Obduktion freigegebenen Körper entwendet, der Dieb zu Fuß auf der Flucht. Da das eigentlich Ziel unseres Besuches ein Abpassen des Angehörigen, Dr "Reft" oder dergleichen, war, hielt ich es für sinnvoller vor Ort auf diesen zu warten, meine beiden Begleiter verfolgten indes den Dieb durch die Gassen und was folgt kann ich nur aus den Spuren und den Erzählungen des jungen Priesters nachvollziehen: Die Verfolgung führte über die Simse und Dächer der Stadt, und Sargzimmerer sind nicht für derartige Eskapaden ausgebildet, der Abenteuerlustige fand folglich ein schmerzhaftes Ende auf dem harten Pflasterstein Boden der Gassen Middenheims. Gerade noch fähig sein Bewusstsein wiederherzustellen und kurz aufrecht zu erhalten waren seine letzen Worte mehr unschlüssig denn alles andere, ließen aber eine klare Erkenntnis seinerseits zu: der Dieb war ein Ghoul. Bemitleidenswerter Sarbzimmerer, möge seine Seele Frieden finden, die genaueren Gebetsfloskeln werde ich mir noch genauer zu Gemüte führen müssen.
Ich bin gespannt was meine Gefährten derweil in dem Tumult dieses Tages erlebten und was es mit dieser religiösen Unruhe auf sich hat, und was der Dienst am Tempel des Morr für meine Zukunft im Reich der Menschen bereithält, es bleibt abzuwarten.

Eintrag Ende

1 Kommentar:

  1. Aus den Protokollen des Morrstempel:
    (...) Auszug aus Pater Funus' Schadens- und Personalberichten:

    (...)
    *Holzlieferung für den gesteigerten Sargbedarf erhalten (5 Silber Wochenlohn ausgezahlt)
    *Neuen Hilfsarbeiter im Schreibdienst eingestellt um Constantin von absolut unwichtigen Aufgaben zu befreien (Kein Analphabet nach eigener Angabe)
    *Besichtigung der Holzlieberung unter von Herrn Bohns beauftragt
    (...)
    *Habe fachmännische Beerdigung eines Katzenschädels im Morrsgarten Nr.13 beauftragt.
    *Ominöses Artefakt in Kapelle gefunden, fordere kundigen Sigmariten zur Besichtigung an, habe selbst keine Zeit
    *Abschluss persönlicher Angelegenheiten (Beschwerdebrief über die Ermordung von Brief-raben, wie im Brief verfasst, verdächtige weiterhin die Halblingsköche Andi und Alex)
    *Herr Bohns fordert wegen schlechter Materiallieferung den alten Klappsarg für die nächsten unbezahlten Beerdigungen und die Mahnung verantwortlicher Forstarbeiter.
    *Erhalte schlechte Nachrichten von einem kleinen Friedhof in der Stadt. (Friedhofsnummer 13). Auseinandersetzungen zwischen Fanatiker und unseren Angestellten.
    *Habe direkt Grabaushebung an bereits erwähnten Morrsgarten Nr.13 beauftragt, in Zahl der Leichen, die sich bereits darin befinden.
    (...)
    *Erhalte fragwürdige Nachrichten über eine Fluchtfahrt im Leichenkarren, Leichendiebstahl im Medizinischen Universitätsgebäude und über beunruhigende Konflikte bei einer Gerichtsverhandlung (Angeblich gibt es einige lebendig verbrannte, von Leiterwagerl überfahrene und totgetrampelte Personen)
    *Habe Priester Capulus entsandt um nach dem Rechten zu sehen.
    (...)
    *Holzlieferant noch nicht entlassen, stattdessen im Morrsgarten "aufgenommen" (Konnte bei Erstbesichtigung Sizier-Spuren am gebrochenen Schädel und Genitalien feststellen...)
    *Leitung der Bestattungs-riten aufgeteilt: Erwarte einiges an Arbeiten in den nächsten Tagen (Habe Gratis-Lieferung von anonymer Quelle bekommen, es handelt sich um einen köstlichen, knusprigen Taubenbraten...)

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