Montag, 18. November 2013

In Angelegenheiten der Toten - Abenteuerlogbuch Einzelquest Oberon 2

Die Friedhöfe Middenheims bedürfen sorgfältiger Umsorge durch den Morrstempel.

Zweiter Abenteuer Logbucheintrag Oberons aus dem Haus der Bal Drian

Jahr 2523 Imperialer Zeitrechnung, Dritter Werktag der Erntezeit

Erneut entschwindet sie mir, verblasst sie vor meinem inneren Auge, die rückblickend zwar auch nicht sorgenlose, doch von lediglich verglichen banalen Lappalien geprägte Erinnerung, ferner, trüber Studientage. Wie fremd erscheint mir mittlerweile die bloße Berührung dieser meiner abgeknickten Federkiele. Die Finger zerschlissen, Dreck unter den Nägeln, nach Tod und Abfall riechend, runzelige Falten die sich über die Handflächen ziehen - wie einst nur nach ausgiebigem Baden, dieser Tage durch andauernde durchdringende Nässe mein ständiger Begleiter. Und dieses Zittern, dieses ständige nervöse Zucken, immer wach immer nervös, als würde ja auch nur die geringste Bedrohung beim Schreiben bestehen, lediglich einige kaum erwähnenswerte längst verheilte Wunden tragen diese Finger von scharfem Papier und spitzen Federkieltrimmern, doch nicht Schmerz lässt sie zucken, sondern Erinnerung. So viele verstörende Ereignisse und Erlebnisse die zu Papier gebracht werden wollen, jeden Tag, da nun jeder der letzte sein könnte, und so wenig Zeit zwischendurch für diese spärlichen Notizen bleibt, das niederschreiben löst mir die Furcht und die Verstörung von der Seele, das rede ich mir zumindest ein. Fragt sich ob die alten Lehrmeister zuhause mit ihrer "Göttlichen Harmonie und steten Gelassenheit" in solch einer Welt besonders weit gekommen wären… Unruhe, Schlaflosigkeit und sich anbahnender Wahnsinn sind ständiger Begleiter solch finsterer Zeiten und oft unvermeidbarer Grausamkeiten. "Die Feder ist Mächtiger als das Schwert" sagen die Berufs-Schreiber der Menschen, sie haben vermutlich noch nie einen der fahrenden Schwertmeister aus der alten Heimat gesehen der eine vorbeizischende Schwalbe in eine ganze Wolke hilflos zu Boden segelnder Federn verwandelt. Doch genug der Schwelgereien, die Zeit der Hohen-Roller die sich nie der Nähe der Gefahr aussetzen ist vorbei, ich gehöre nun auch zu den Tiefe-Roller Schwalben.

Laienpriester Constantin
Tatsächlich machte es erst kürzlich den Eindruck mit diesem Los nicht einmal der einzige meiner Art zu sein, so traf ich doch tatsächlich nach trotz betrüblichem Verunglücken kurzzeitigen Weggefährtens und wiederaufgenommenen Nachforschungen im Medizinerkongress, auf dem Weg zurück zum Morrstempel, freundlich geleitet von, nun, sagen wir nicht eben übereifrigen Stadtwachen, doch aller Unwahrscheinlichkeit zum Trotz einen Artverwandten. Ich sage verwandt, wohlweißlich mich nicht voreilig in direkte Relation zu sich eventuell doch als nicht nur im Verhalten, denn auch in Abstammung und Kultur als befremdlich und mir nicht vertraut erweisenden Erscheinung eines, ich drücke es mit der kurzsichtig über-simplifizierenden Art der Menschen und Zwerge aus: Elfen. Ob er dem ominösen Loren oder dem vergessen geglaubten Drakenwald Kolonien abstammt, in einer der imperialen Städte oder gar von noch ferner geboren ist, ist mir ein Rätsel, fest steht er kommt nicht aus Marienburg. Sein Name ist mir derzeit entfallen, angesichts seines bescheidenen Heldenmuts bei einer Konfrontation von unbekannten Kriminellen und Stadtwachen, dem wieder begegneten Laienpriester Morrs Constantin und meinerseits wird die Geschichtsschreibung es mir verzeihen, denn derjenigen die sich 'nicht einmischen' und von fragwürdig übertriebener Schleierhaftigkeit der eigenen Person und Berufung begleitete Rituale auf Friedhöfen oder bewachsenen Straßenmauern dem Beistand ihrer Begleiter vorziehen, wird man sich kaum bemühen müssen zu erinnern.


Große - und für fremd Leser vermutlich verwirrende - Worte von jemandem der sich noch vor einem Monat kaum mehr für Blutvergießen und Gewalt begeistern konnte als ein Schmetterling, doch mit dem Tod an jeder Ecke kann man den Dienst an ihm nur willig ableisten, dem Wahnsinn anheimfallen, oder eben selbst sterben. Wenig schmuckvolle Worte ja, aber was soll ich sagen, dem Anblick des bereits von eifrigen Fliegenmaden kolonisierten, nach dem Absturz und vermutlich von dem ein oder anderen unachtsamen Wagenlenker überrollten, deformierten Schädel des bis vor wenige Stunden noch frohgemut des Weges hüpfen, reden, scherzen und furzenden Holzfäller Gesellen, dessen Gase nachdem wir ihn mit dem von einer seinem Zustand nicht mehr zu weit entfernten älteren Dame gelenkten Gefährt versehentlich angefahren haben nun unkontrolliert und zum allgemeinen Leidwesen entwichen, kann ich nichts als Bedauern und Ernüchterung abringen, und sehne mich danach voll in den ehrwürdigen Dienst des respektvollen Totengedenkens und -bestattens eintreten zu können, und zumindest zu versuchen der grausam nüchternen Natur Einhalt zu gebieten, die zurückgelassenen Hüllen von uns Vernunft-Begabten Wesen ebenso würde- und ehrerbietungslos verwesen, verwerten, verunstalten und verkommen zu lassen wie die geistloser Tiere und verzerrter Monstrositäten. Die Erinnerung ist was bleibt von den Dahingeschiedenen, und diese sollte nicht durch den Anblick und Odeur verwesenden Fleisches der Größe der Taten zu Lebzeiten Abbruch tun.

So sehr mir der Glaube, oder nennen wir es vorerst noch die lediglich Zurkenntnisnahme überschreiende Anerkennung und Respektierung des Menschen Gott des Todes noch neu ist, so Zwiegespalten auch mein Gemüt über den zweifellos von höherer Macht gelenkten Glücksgriffes der es mir erlaubte mit einem Schwung meines Seiles gleich drei bewegungsunfähige oder -eingeschränkte Gegner bei besagtem Scharmützel mit unbekannten Kriminellen in den Gassen zu Fesseln. Sie stellten sich - angeblich selbstverständlich an schwarzweiß gestreiften Gewändern, gesprengten Gelenkeisen und tropfenförmigen Tätowierungen im Gesicht zu erkennen - als entkommene Häftlinge heraus und der ausgesprochen sympathische und herzliche Henker war dafür deraus dankbar mir eine einhändige Henkersaxt zu überlassen, eine elegante und doch zweckdienliche Handwaffe die mir zweifelsfrei noch gute Dienste leisten wird, ebenso wie hoffentlich die neu gewonnene Bekanntschaft mit dem früheren Besitzer. Der eigentliche Anlass nun meines emotionalen Dystonie: Darf es mich freuen und mit Dank an die Götter erfüllen dreien eigentlich böswilligen, zugrunde jedoch zum Lichte strebenden - über Umwege ließe sich streiten - menschlichen Seelen, mit dem Fesseln das Leben, wenn auch in Gefangenschaft, gerettet zu haben, somit unnötiges Töten vermieden zu haben, und doch damit meinem angestrebten Leitgott zuwidergehandelt zu haben muss mich die Tat verunsichern, denn wäre es mir nicht gelungen wären die drei schon jetzt seinem Reich zugesprochen. Bis dieser Kontrovers geklärt ist nehme ich vorerst Vorlieb mit der These mein Glück ward von der im Menschenpantheon Tochter Morrs, Shallia, Göttin der Heilung und der Barmherzigkeit geleitet, die ihren Gevatter besser über den Verzug dieser dreier Menschen Ableben vertrösten kann als ich es jeh' könnte. Und die Masse der Gaben und neu zu sich Berufener in Middenheim dieser Tage muss dem Gott wahrlich gefallen, gab er uns immerhin seinen Beistand im sicheren, wenn auch von Verletzten und Verbrannten gesäumten Abtransport der Toten, in, selbstredend, einer spektakulären Karren Verfolgungsjagd mit einem neuerlichen Mob - hierbei frage ich mich ob es sich um selbigen wie Stunden zuvor mit einer Kutschen Verfolgungsjagd abgehängten handelte, und ob es sich tatsächlich noch um selbiges brennendes Schwein handeln kann, diese "Fackerl im Sturm" Tradition ist wahrlich obszön - bis in das überrumpelte doch rechtzeitig nach unserem herein schlittern verbarrikadierten Medizinergildenhauses.

Und hier sitze ich noch, im letzten Tageslicht am Erkerfenster mit zittrigen Fingern kritzelnd - sie werden bald schon wieder den Griff mit weniger Feingefühl um den neuen Axtschaft legen müssen, denn aus dem Fenster erblicke ich auf der Straße zahllose Lichter auf der Straße vom Medizinerkongress im Osten, zum Morrsgarten im Westen, klein wie Glühwürmer unter den aufragenden Türmen des Ulricstempels direkt vor meinem Fenster.

2 Kommentare:


  1. Ein letzter Anhang noch: Ob es die ständige Gesellschaft der Menschen, der Dienst am Gott des Todes, oder die derzeitigen Unruhen in der generellen katastrophalen post Apokalypse des letzten gerade noch überstandenen Sturms des Chaos sind, ich weiß nicht genau wieso, doch ich fühle mich so vergänglich wie noch nie und jeder Tag des Lebens ist ein Geschenk, und so wie wohl auch die Menschen sich immer fühlen müssen erwacht in mir der Drang nach mittlerweile viel zu lange zurückliegender… weiblicher Gesellschaft. Nach genauerer Betrachtung fanden heutige Begegnungen die Intimität dieser Natur aufgrund Alters und Anziehungsfaktors zwar grundsätzlich erlauben würden jedoch nur ein Mindestmaß an Erregung meinerseits. Der Halb-Ling - der Name dieser Menschenverwandten Rasse bereitet mir immer noch Kopfzerbrechen - und der anscheinende Halb-Kislevit waren ihren Erzählungen nach dahingehend schon erfolgreich, wenngleich auch nicht besonders wählerisch, und auch der Blick in dem in besagter derzeitiger Unterkunft wieder angetroffenen Halb-Starken Seemanns für ein meiner Einschätzung nach bereits über den menschlichen Altersdurchschnitt gereiftes Weib erinnert mich an aufgelistete Symptome beschrieben in meinem, nun vom Autor signierten, Handbuch menschlicher Anatomie im Kapitel "Schädel–Schwengel", in dem der Geschlechtsakt mit menschlichen Frauen ähnlich wie der mir vertraute mit weiblichen Artgenossen meinerseits beschrieben steht, sollten sich bei derart nahe liegenden Todes Aussichten also keine neuen interessanten Bekanntschaften ergeben ziehe ich ernsthaft einen Besuch in einem dieser "Freudenhäuser" von denen Stadtwachen wie Tavernenbesucher stets schwärmerisch berichten in Erwägung, sein Geld kann man schließlich nicht mitnehmen in die Anderwelt.

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  2. Hoi Grüße von den vier Zwergen und einem Hund!
    http://vierzwergeundeinhund.blogspot.de/
    Macht euch mal in das Altewelt Forum und erzählt mal das es euch gibt!
    http://www.altewelt.net/index.php

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