Sonntag, 24. Juli 2022

Torniamo a casa


Die Expedition trifft ein letztes mal auf den Höhlenwurm


Der Wind strich sanft über das noch feuchte Haar des Tileanersöldners als dieser den Ballon bestieg und es war tatsächlich so, dass alle anderen Sinne geschärfter, empfindlicher waren, wenn ein anderer dafür geschwächt, vielleicht permanent in Mitleidenschaft gezogen war. Seine sonst so zuverlässigen Ohren waren taub geworden. Einerseits der markerschütternde Donnerschlag des Amboß mehrere Tage zuvor, hatte schon eine erste Schwellung seiner Gehörgänge verursacht. Andererseits eine Fontäne an Wasser welche sich ihren Weg zum Trommelfell des jungen Mannes gebahnt hatte, dort auf Schleimreste und Ohrenschmalz gestoßen war und einen schmerzhaften Pfropf gebildet hat. Er war taub geworden, so die Götter ihm gnädig waren, war dies nicht dauerhaft, er musste jedenfalls den tileanischen Doktor in Altdorf aufsuchen. Kurz gesagt der Jüngling, dessen Antlitz gar nichts mehr von der jugendlichen Leichtigkeit hatte, mit welcher er sich dereinst aus Pavona aufgemacht hat, war ein Wrack.


Gehüllt war er in eine saubere, graue aber durchnässte Robe. Doch dies war schon das Einzige an ihm, das noch halbwegs unversehrt geblieben war. Doch wie war es dazu gekommen? Ein Blick zurück hinab ließ ihn schaudern, immer kleiner wurde der Baum auf dem Hügel und die darunter verborgenen Kavernen welche ihm und seinen Gefährten so viel abverlangt hatten.





Seine Gedanken kehrten unwillkürlich immer wieder in die dunklen Tiefen zurück:


Das was mit dem Cursus geschehen war, war ein Massaker gewesen, anders konnte man es nicht nennen. Gerechtfertigt und notwendig allenfalls, aber dennoch sah er die schmerzverzerrten oder erstaunlich friedlich wirkenden Gesichter immer wieder vor sich im Geiste. Die verschiedenen Positionen an denen die Körper liegen geblieben waren. Aus purer Not heraus, hatte er einem der Schergen die Robe abgenommen. Es war bitter kalt dort unten und auch außerhalb sanken die Temperaturen immer mehr in der Ulriczeit. Seine Visage war zerrissen worden von dem Bolzen einer dieser Schergen, und der einst so kecke Bursch mit dem frechen Lächeln sah nunmehr  furchteinflößend aus. Der Elf hatte notdürftig die Wunden versorgt und Harrad hatte ihm etwas flüssigen Mut, in zwergischer Machart, eingeflößt. So wie das Gebräu brannte, hatte es hoffentlich zumindest eine betäubende Wirkung.


Tränen schossen ihm in die Augen, die Ohren pfiffen ihm noch immer, sein ganzer Schädel brummte. Der Geschmack von geronnenem Blut in seinem Mund, vermischt mit Fäulnis und Verdorbenheit. Es war Zeit dies hier zu Ende zu bringen, ein echter tileanischer Söldner erfüllt seinen Auftrag immer, sofern er dafür nicht in den sicheren Tod geschickt wird. Langsam waren es aber genug, der Strapazen, Entbehrlichkeiten und Schmerzen. Vino sammelte ein paar Pfeile vom Boden auf, seine Munition war ausgegangen. Er nahm dem ebenso verwundeten Ingenieur Schmalfuß den Kurzbogen ab und tauschte seinen Totschläger gegen ein gut gearbeitetes Schwert und einen Dolch. Kurz funkelte er das Messer in seiner linken an, dann überkam ihn der Zorn, seine Wut verlangte nach Satisfaktion, nach Genugtuung für die erlittenen Schmerzen und die Schmach, die er sein Leben lang im Gesicht tragen würde. Er suchte die Leiche desjenigen Cursus Anhängers der ihn mit dem Bolzen so schwer verwundete und schnitt ihm von den Mundwinkeln ausgehend bis hinter Ohrmuscheln das Gesicht auf. Zuerst links, dann rechts führte er die Klinge. Sein Blick lag auf seinem Werk und er zuckte ob seiner eigenen Grausamkeit zusammen. Zwar war dies laut Schauergeschichten in Söldnerkreisen irgendwann eine Foltermethode gewesen für fahnenflüchtige Kameraden, doch den Göttern konnte seine Tat nicht gefallen.


Myrmidia war doch die Tochter Morrs und Verenas, und das was er hier tat war weder gerecht noch sollte er die Leiche so schänden. Strategen und Taktiker baten die Göttin Tileas um Rat und er ließ sich hinreißen zu unkontrollierbarem Zorn als wäre er ein Anhänger Ulrics. Scham stieg in ihm hoch, und er entfernte sich gemeinsam mit Bürokrates ein wenig von der Gruppe. Nachdem die schlimmsten Verletzungen behandelt worden waren und auch die Kampfesbeute aufgeteilt war, hatte der Zwerg den Eingang durch welchen Sie den Raum betreten hatten bewacht. Der geschundene Dieb Konrad hatte dort zuvor wohl etwas Bedrohliches im Dunkel erkannt und den Trupp gewarnt. Bürokrates, oder Syfryd wie er wohl immer wieder von Oberon genannt wurde, ging voran und der Tileaner folgte dicht hinter ihm. Ein unheimlicher Charakter, dachte sich Elvino, und hielt seine neuen Waffen griffbereit als die beiden den Tunnel erkundeten in welchem er wohl die weibliche Anführerin des Cursus zur Strecke gebracht hatte. Hinter ihnen folgte der Langfinger Konrad, der recht still geworden war, man konnte es ihm auch nicht verübeln ob des Horrors den die Gruppe durchlebt hatte. Nach kurzer Wegstrecke erreichten die Drei eine Art Schlafstätte welche die Kuttenträger wohl genutzt hatten. Dort fanden sich nebst einem Schreibpult und Betten auch verschiedene zu Papier gebrachte Notizen und Briefe. Unter einer der Schlafstätten beinahe verborgen wartete eine unverschlossene Kiste auf die Gruppe. Vino flüsterte zu Konrad, er möge doch zurückgehen und den lesekundigen Oberon herbeiholen, damit dieser die Schriftstücke untersuchen könne. Während dieser folgsam nach dem Elfen suchte, durchwühlte der Tileaner unter den wachsamen Augen Bürokrates die Kiste. Ein Silberbesteck fand sogleich seinen Weg in die Taschen des Söldners, die restlichen Dinge ein Buch ein paar Zettel und Schreibutensilien ließ er an Ort und Stelle, damit konnte er nichts anfangen.


Eine kurze Debatte mit Syfryd, oder Bürokrates über dessen tatsächlichen Namen und seine wirkliche Profession blieb mehr oder minder fruchtlos. Jedenfalls stand für den Tileaner fest, dass der Kerl zwar im Kampf äußerst gefährlich sein konnte, aber offenbar war ihm nicht so ganz zu trauen. Dies beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, denn warum sonst sollte er einen falschen Namen verwenden, den Oberon wohl unbewusst mehrmals, nicht genutzt hatte, wodurch das falsche Spiel erst aufgekommen ist.


Nach kurzer Zeit kam Oberon, samt Schmalfuß und Konrad wieder zurück. Der Zwerg war wohl an Ort und Stelle geblieben und hielt Wache. Die Unterlagen dürften wohl vom Cursus gewesen sein. Laut den Informationen des Spitzohrs waren sie leider wieder auf klassisch und daher nicht so einfach zu entschlüsseln. Es würde wohl etwas Zeit benötigen alles bei gutem Licht zu untersuchen. Eine Leselampe wanderte ins Gepäck seiner Kumpanen, während Vino sich etwas zurück lehnte und dem Wirrwarr lauschte, dass Oberon halb auf klassisch, halb auf Reiksspiel von sich gab. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es glücklicherweise vorbei, der Tileaner hatte sich nachdem ihm das Rasten fad geworden war ein verschlossenes Buch zur Hand genommen. Der Langfinger Konrad hatte noch zu zittrige Finger ob der Strapazen und konnte das Schloss am Einband nicht knacken, und da der Tileaner bekanntlich ein Mann der Tat war, griff er seinen Dolch und zwängte den Verschluss schlichtweg mit roher Gewalt auf. Dabei wurde dieser natürlich beschädigt und auch der Einband in Mitleidenschaft gezogen, doch die Seiten waren lesbar und die Essenz des Gekritzels war wohl, dass ein Teil der Cursusleute schon abgezogen war. Dass dieser Ort für sie nicht die allerhöchste Relevanz hatte und, viel wichtiger noch, es dürften laut einem Rationsplan des Quartiermeisters, zumindest planmäßig keine Schergen mehr am Leben geblieben sein.


Mit ein paar Wertgegenständen mehr im Inventar und etwas Lesestoff für Schmalfuß und Oberon machte der Trupp kehrt, um zum Zwerg zurück zu gelangen. Diese Schlafstatt war eine Sackgasse gewesen, und so blieb abgesehen von dem Weg auf dem Harrad tapfer wachte, der sie hierher führte, nur ein weiterer unerkundeter Ausgang in der Finsternis. So brachen die Gefährten auf um noch tiefer in die Vault vorzudringen. Die wenigen Lichtquellen, namentlich einige Fackeln und die Zwegenleuchte wiesen den Weg auf dem unwegsamen Pfad. Wie alles hier war dieser von Ranken und Geröll schwerer passierbar gemacht worden und so dauerte es eine Weile bis die Mannschaft angeführt vom Tileaner einen größeren Raum erreichte. Der Söldner war nicht aus Mut oder Abenteuerlust vorangegangen, er war nur verdrießlich geworden der ständigen Schmerzen und Entbehrungen, er konnte diesen Ort nicht mehr länger als notwendig aushalten und so stapfte er, ungeachtet der damit einhergehenden Gefahren, voran. Seufzend folgten ihm die Gefährten, manchmal wollten sie sich wohl gedacht haben: “Was macht der junge Tor schon wieder?”. Aber zumindest hielt er das Ganze in Bewegung und sie verloren sich nicht in ewigen Diskussionen ob diese oder jene Vorgehensweise die bessere sein würde. Während solcher Debatten wären sie leichte Beute für all jene Kritter und das Gewürm dieser dunklen Kavernen.


Erinnerungsfetzen: Oberons Blick schweift über das überwucherte Höhlengebiet



Der Raum den sie nun betraten erinnerte ein wenig an die Eingangshalle, denn auch hier waren links und rechts zwei Balkone oder Arkaden welche man über halb eingestürzte Treppen erreichen konnte. Doch er war dennoch unterschiedlich. Zuerst einmal war er weitaus länger, man konnte die genauen Ausmaße nur erahnen. Auch war die Sicht immer wieder durch eingestürzte und noch stehende jahrtausendealte Säulen versperrt. Am signifikantesten war der Unterschied jedoch in der Raummitte, dort war nämlich ein Graben oder gar eine Art Bewässerungskanal welcher parallel zu den Säulen und Balkonen durch den Raum führte. Da dieser Kanal in Stein gesetzt war und passable Deckung bot folgte der Trupp einige Schritt lang diesem, ehe man sich nach links zur offenbar weniger maroden Treppe orientierte. Das Gemäuer war feucht, und die Reflexion der wenigen Lichtquellen malte eine gespenstische Spiegelung an die Wände. Es war fast so als könnte man das Rauschen des Wassers spüren den Druck erahnen welcher auf diesen die Äonen überdauernden Bauwerken lastete. Aber irgendwie machte es doch auch Sinn, Beete, Pflanzen, Kanäle. Natürlich musste man hier irgendwie Wasser hinleiten. Dass dieses Wasser allein schon aufgrund der Tiefe in der sie sich befanden unter gewaltigem Druck stehen musste, brauchte Ingenieur Schmalfuß nicht weiter ausführen, auch wenn er dies, bepackt mit einem Wälzer verfasst in einer weiblichen Schrift, gefüllt mit Bauskizzen von Gebäuden des Imperiums, dennoch tat.


Immer wieder fanden nun einzige Strahlen des Wassers ihren Weg durch die steinernen zwergengemachten Barrieren. Harrads Scheinwerfer leuchtete die Gemäuer ab und eine besonders durchnässte Stelle verbarg hinter ein paar Moosen und verkalkten Algen einen Mechanismus. Wieder ein Sicherheitsmechanismus des Erbauers Alarich Wirrkopf, den es zu überwinden galt. Der Zwerg und auch Schmalfuß standen mit zusammengekniffenen Augen davor. Ein bläuliches Schimmern durchdrang das Wasser, welches aus dem Mauerwerk nach außen zu der Gruppe drängte, es war klar, dass dies nicht gewöhnliches Grundwasser war. Vorsichtig setzte Harrad den Mechanismus, man möchte fast sagen die Maschine, in Bewegung und die gesamte Vault, soweit man das wahrnehmen konnte, wurde in eine leichte Vibration versetzt. Ein dumpfes Klacken war zu hören, als eine Steinplatte sich drehend in eine neue Position bewegte und auch der Wasseraustritt schien stärker zu werden.


Beinahe übertönt von all den Geräuschen mischte sich auf einmal das Getrippel von Krittern in das Zischen der heraus spritzenden Wasserstrahlen und das mechanische Rattern. Offenbar behagte den Untieren in Ihrem Schlummer die Flüssigkeit und die Ruhestörung nicht und die Gruppe wurde attackiert. Geschickt hieb der Tileaner einen der hundsgroßen Käfer mit seinem neuen Schwert entzwei und so kostete dieses zum ersten Mal Blut in den Händen des Söldners. Hektisch fuchtelten auch Konrad und Bürokrates mit ihren Waffen herum, während hinter ihnen nicht minder eilig Steinplatten gedreht und rotiert wurden mit dem Zwecke den Mechanismus zu entschlüsseln.


Ein paar der Flöhe sprangen herbei, und der Tileaner war gerade dabei erneut mit seinem Waffenarm loszuschlagen, als die Geräuschkulisse hinter ihm beachtlich leiser wurde. Ein fast beruhigendes Rauschen zeugte davon, dass der Wasserfluss in kontrollierte, weil ursprünglich so geplante, Bahnen gelenkt worden war. Dieses Fehlen an Vibration und laut heraus zischendem Wasser hatte den Göttern sei Dank, auch zur Folge dass das Getier sich in die Höhlen zurück verkroch aus denen es gekommen war.


Lediglich der zwielichtige Bürokrates hatte einen kräftigen Wasserstrahl abbekommen, war von diesem nach hinten geschleudert worden und dabei hatte er sich wohl an der Balustrade das Kreuz verrissen. Es klang als würde etwas einrasten und der Mechanismus gab ein rhythmisches Geräusch von sich, als sich ein kleineres Portal öffnete. Hinter diesem war wohl ein weiterer Mechanismus verborgen, doch der Söldner aus Tilea konnte nichts erkennen, ob des Gedränges vor dem Eingang, außerdem brauchte ihn der Trupp gerade nicht, das Lösen von Rätseln war nicht seine Sache und auch die Kritter hatten sie in die Flucht geschlagen.


Recht unbemerkt vom Trupp seilte er sich vom Balkon hinab. Syfryd hatte Glück, dass er hier nicht abgestürzt war. Er überquerte den Kanal in der Raummitte hüpfend, sprang dabei doch zu kurz und landete im knietiefen Wasser. Dieses war erstaunlich wohlriechend und wirkte fast frisch, aber ganz sicher war der Tileaner sich doch nicht. Schleichend näherte er sich dem anderen Balkon und, die marode Stiege vermeidend, nahm er sein Seil und warf dieses um eine der Säulen herum. Geschickt zurrte Vino dieses fest und gerade als er sich unter einiger Anstrengung am Seil nach oben zog und den Balkon erklomm begann erneut die Vibration, dieses Mal noch ein wenig stärker.


Scheinbar hatten seine Kameraden mit dem Entschlüsseln des zweiten Mechanismus begonnen. Der Tileaner versteckte sich in der Dunkelheit und machte sich ein grobes Bild von seiner Umgebung. Unmittelbare Gefahr schien ihm keine zu drohen, also blickte er hinüber auf die gegenüberliegende Seite und zog seinen Bogen und legte einen Pfeil an, nur für den Fall, dass wieder Ungeziefer angelockt werden sollte. Tatsächlich war genau ein einzelner Kritter angelockt worden und unklar was direkt am Mechanismus vor sich ging, half der Tileaner mit Pfeil und Bogen aus sicherer Distanz aus. Geübt ließ er die Sehne nach vorne schnellen, welche das Geschoß mit tödlicher Präzision in den Kritter lenkte. Dieser wurde genau in die Flanke getroffen, aber offenbar waren derart unterentwickelte Kreaturen nicht in der Lage die Schwere der Verletzung zu verstehen und so musste Schmalfuß mit seinem Buch den verwundeten Käfer zerquetschen um ihn vollständig zu erledigen. Beruhigt ob seines Treffers behielt der Schütze die Szenerie im Auge und es dauerte offenbar etwas länger diesen Mechanismus zu entschlüsseln, obwohl mehrere Leute hektisch daran herum hantierten. Plötzlich schien hinter ihm an der komplett gegenüberliegenden Wand, der Wasserdruck anzusteigen, denn ein Schwall ergoss sich aus einer der Wandöffnungen und verwandelte die Umgebung in eine schmutzige Pfütze, welche langsam der Schwerkraft folgend, nach unten floß.


Plötzlich wurde der Schwall ein weiteres Mal stärker, und die Ursache hierfür war recht schnell offenkundig. Etwas hatte das Wasser blockiert, ein Fremdkörper. Nein, ein tatsächlicher Körper. Aufgedunsen und dennoch erkennbar, handelte es sich um einen Anhänger des Cursus. Sein Gesicht war zum Teil zerschnitten, es wirkte fast so als wäre dies durch das Wasser selbst geschehen. Vielleicht hatte der Übeltäter erfolglos versucht den Mechanismus zu lösen. Jedenfalls durchsuchte der Tileaner den Kadaver, mit schon besorgniserregender Routine, und fand ein kleines Büchlein und einen silbernen Ring, welche er in seine Tasche gleiten ließ.


Glücklicherweise schafften die auf der anderen Seite Verbliebenen den Mechanismus zu lösen, denn abermals verebbte die Geräuschkulisse, ein Blick nach unten auf den zuvor trocken gelegenen Kanal verriet, dass dieser mittlerweile hüfthoch mit Wasser gefüllt war. Offenbar war auf der anderen Seite kein Mechanismus mehr zu finden, denn die Gruppe versuchte zu Vino aufzuschließen. Dieser blickte mit dem fahlen Licht der Zwergenlaterne an die Mauern und dort offenbarte sich unter all dem Wasser und der Finsternis ebenfalls ein derartiges Schloss, möchte man fast meinen. Vorsichtig inspizierte der Tileaner dieses und erkannte, dass es offenbar einen Zufluss gab, der unter Druck stand und einen Abfluss welcher trocken lag. Gewahr, dass wenn man erst einmal begonnen hat, an dem zwergischen Werkel herum zu manipulieren wieder Kritter auftauchen könnten, wartete der Einzelgänger ab. Nach kurzer Zeit hatten die meisten der Gefährten es über das Seil nach oben geschafft, wenngleich Schmalfuß noch zu angeschlagen von seinen Verletzungen und generell eher schwächlicher Natur lieber unten wartete. Mit vereinten Kräften versuchten Sie den Vorgang den das Drehen der zwergischen Steinplatten auslöste zu durchschauen und dem Rätsel auf den Grund zu gehen. In diesem Fall war es allerdings besonders schwierig, da alleine die Anzahl der Platten weitaus größer war als noch zuvor auf der anderen Seite des Raums. Dem Tileaner wurde das Ganze schnell zu komplex und er überließ das Feld den gescheiteren seiner Mitstreiter, während er sich energisch um die Verteidigung der handelnden Personen kümmerte und dabei eine größere Anzahl an Ungeziefer abwehren musste. Offenbar hatten auf dieser Seite mehrere der Kreaturen gelauert beziehungsweise wurden diese aus ihren Verstecken gelockt. Energisch feuerte der Tileaner seine Kameraden an, sie mögen sich doch beeilen, während eine immer größere Anzahl an Insekten die Gruppe einzukreisen drohte.


Kurz bevor der Widerstand der Gruppe im Wanken begriffen war konnten sie mit einer gemeinsamen Anstrengung die Platten in die richtige Position bringen und abermals war es so, dass die Vibration nachließ der Wasserfluss sich jedoch verstärkte. Der unten gebliebene Schmalfuß schlug noch ein Insekt in die Flucht als die Gruppe sich zu ihm hinab abseilte. Während noch manche am Seil hingen begann, das Wasser immer höher zu steigen und auch das Rauschen wurde lauter und lauter. Würde der Raum sich nun mit herab stürzendem Wasser füllen und alles darin elendiglich ersäufen? Er konnte den Gedanken nicht zu Ende spinnen und griff eilig nach den Händen seiner Mitstreiter welche um ihn herum versammelt waren. Eine gewaltige Welle schwappte durch den Raum und riss beinahe alle mit, doch dank der Verkettung der Arme konnten sich alle bis auf Konrad festhalten. Dieser jedoch wurde hinfort gespült in Richtung eines Abflusses welcher sich offenbar auf der anderen Seite des Raumes in der Dunkelheit befinden musste. Hastig hechtete der Tileaner hinterher und versuchte den Ersaufenden noch zu packen, doch er wurde immer weiter ans Ende des Raumes getrieben. Bevor er vollends fortgerissen wurde konnte er sich mit letzter Kraft festhalten und sich langsam hochziehen. Ein unheilvolles Gluckern unterbrach die Rettungsaktion als plötzlich der gigantische Höhlenwurm, der so lang war wie eine vierspännige Kutsche samt Wagen, zwischen Vino und Konrad aus den Fluten auftauchte. Offenbar war das Untier ebenfalls von dem Schwall mitgerissen worden, und es war darüber nicht sonderlich erbaut. Das würde man jedenfalls beim Blick auf die zischenden und brodelnden Drüsen denken, welche den Tileaner beim letzten Mal mit Säure befleckt hatten. Einem Sprühangriff konnten die beiden im letzten Moment durch das Untertauchen in die Flüssigkeit ausweichen, sodass nur eine rauchende Wasseroberfläche von der Gefahr über ihnen Zeugnis war.


Erinnerungsfetzen: Vino im Dünkel der Vault nebst Wurm



Eilig hasteten die verbliebenen Streiter herbei um den beiden im Kampfe zur Seite zu stehen, jedoch war es zu spät. Ein Pfeil des Elfen flog ins Leere. Die Situation wirke beinahe aussichtlos Konrad packte seine Keule und hieb auf die Rückseite, sofern es denn so etwas gab, des Wurmes. Unklar ob das Getier überhaupt zu Schmerzreaktionen fähig war, schoss der Tileaner aus dem Wasser empor. Er hatte sich mit aller Kraft und dem natürlichen Auftrieb nach oben gestoßen. Diesen Schwung nutzend riss er zuerst mit einem ersten geschickten Schwerthieb die Haut der Kreatur über eine Distanz eines Schrittes auf. Ehe er das Untier mit einem zweiten Streich seiner Klinge schlichtweg in zwei Hälften schlitzte. Blut mischte sich in das Wasser um ihnen, und ein bläuliches Glimmen erhellte die trübe Brühe unter ihnen. Der Söldner packte eilig zu und schnitt die getötete Kreatur weiter auf, um den Ursprung des Leuchtens zu eruieren. Es war die letzte noch ausständige Rune, welche in seinen Händen sanft schimmerte. 


Zur Erleichterung aller stieg der Wasserspiegel nicht weiter an und sie konnten sich, zwar durchnässt, aber glücklich aus der verebbenden Flüssigkeit befreien. Am Ende des Raumes, unweit der Stelle wo der Wurm aufgetaucht war, fand sich ein kleinerer Nebenraum, im Vergleich zu der Halle fast eine Nische. Dort fanden sich fünf Truhen. Jene glichen denen die bereits zuvor in einer höher gelegenen Ebene entdeckt worden waren.


“Die Zolltruhen sollen den Büchsen der Gilden gleichen! Die Kammer soll führen, was wir nicht zuvor entnehmen konnten, doch kein Schloss sich öffnen, wo die Gilde nicht das gleiche Bild ergibt”


Während die Kundigen in der Runde debattierten fiel es dem Tileaner erstmalig auf. Er hörte nichts. Nicht ein Klingeln in den Ohren, keinen Pfeifton, kein dumpfes Gewirr aus Stimmen. Es war still geworden. Das Wasser gemeinsam mit Schleimresten und dem ohnehin geschwollenen und in Mitleidenschaft gezogenen Mittelohr hatte seinen Gehörsinn völlig lahmgelegt. War ihm durch die Druckwelle das Trommelfell gerissen? Er kannte Geschichten von Artilleristen die zu lange und zu dicht neben ihren Kanonen geblieben waren und es teuer bezahlt hatten. Oder hatte er Glück und es war nur eine Entzündung gepaart mit einer Verstopfung welche man auskurieren und reinigen konnte. Hier im Dunkel würde es sich nicht beheben lassen, aber ihm wurde Angst und Bange. Einerseits war er ohne sein Gehör schutzlos allem ausgeliefert, dass außerhalb seines Sichtfeldes war, besonders in der Finsternis. Andererseits musste er sich nun umso mehr auf seine anderen Sinne verlassen. 


Das einzig Gute war, dass er nichts aber auch gar nichts von den Diskussionen der anderen mitbekam. Offenbar hatten sie die Kisten in die richtigen Positionen gebracht oder diese entsprechend der Gegenstücke im Obergeschoss geschlossen beziehungsweise geöffnet. Jedenfalls öffnete sich plötzlich eine der Truhen und darin leuchtete eine weitere Rune auf. Hinter den Kisten entdeckte Harrad eine Art finales Rätsel, es erinnerte den Tileaner an einen Irrgarten aber so wirklich verstand er die Vorgänge nicht die vor ihm passierten. Er konnte auch überhaupt nichts hören, und so wurde der junge Mann immer ruhiger und in sich gekehrter. Eine Mischung aus Apathie und Hilflosigkeit machte sich in ihm breit. Er tippte dem Elfen an die Schulter und wollte ihm das Büchlein und den Ring zeigen, doch dieser war wenig interessiert und steckte es hastig weg.


Immer wieder schoben jene in der Gruppe welche des Lesens und Schreibens mächtig waren Steinplatten hin und her oder zogen jene aus Ihren Verankerungen nur um diese an genau derselben Stelle wieder einzusetzen, nachdem für Elvino arbiträr wirkende Verschiebungen, der Platten vorgenommen worden waren. Es dauerte einige Minuten und kostete wohl auch einiges an Anstrengung, ehe offenbar die Lösung des Rätsels gefunden war.


Das Runen-Artefakt: Ein zwergischer Schatz aus den Tiefen der Vault.

Falls der Mechanismus einen Laut von sich gab, konnte der Jüngling es nicht hören, und auch hörte er nicht, wie sich eine steinerne Türe öffnete, welche eine gigantische Kammer freigab. Erst als alle anderen dort hinein stapften, mit geöffneten Mündern, folgte er niedergeschlagen hinten nach. Hastig wurden die Gegenstände betatscht und nach Wertvollem gesucht, An den Bartbewegungen des Zwerges konnte der Tileaner erkennen, dass dieser einen seiner meist recht spannenden Monologe über diesen Ort hielt. Das was dem Tileaner ins Auge stach, war die Mächtigkeit dieses Raumes. Es schien fast so als wäre dieser gestern verschlossen worden, und nicht seit tausenden von Jahren unberührt gewesen. Darin fand man nebst Schaukästen mit Pflanzen, Pilzen und Tieren auch Werkzeuge. Ein riesiger Amboss war in der Mitte des Raumes, doch war er entzwei geschlagen, als wäre ein Blitz mitten durch das Werkstück hindurch gefahren. Ein beeindruckender Anblick. Sein Blick wanderte planlos herum, ehe er ob seiner Taubheit viel zu laut frage: “Wie sieht es eigentlich mit unserer Bezahlung aus?”. Nachdem der erste Trubel sich gelegt hatte und die Ausführungen Harrads beendet schienen, erhielt der Tileaner sechs Golddukaten. Eine recht magere Belohnung für die Strapazen und erlittenen Schmerzen wie er fand, aber da er gerade nicht nachfragen konnte ob es später mehr geben, würde hielt er sich mit Kritik noch etwas zurück. Währenddessen fuchtelte Harrad bedeutungsschwanger mit einem knorrigen Stab herum, fast als würde er über diesen etwas erklären. So sehr er sich auch versuchte anzustrengen, er konnte nichts hören. Allerdings fiel ihm sogleich auf, dass eines der Herbarien in diesem botanischen Garten, beinahe vornüber purzelte. Offenbar war dieser Stab dazu geeignet Pflanzen anzulocken oder zu kontrollieren. Hoffentlich würde dieses Artefakt noch gesondert monetär aufgeteilt, dachte der Bub bei sich selbst.


Erinnerungsfetzen: Der Ballon über den heulenden Hügeln des Talabeclandes



Nach einiger Zeit packte die Truppe ihre Habseligkeiten ein und verließ die Bairintivault in Ermangelung eines anderen Ausganges auf dem gleichen Wege wie sie betreten worden war. Vorsichtig schlichen sie auf nun nicht mehr ganz so unbekannten Pfaden zurück, ein kurzer Abstecher zu einer der Truhen im Obergeschoss wo der Tileaner sein Silber zurückgegeben hatte. Scheinbar war dies für die Lösung des Rätsels doch nicht notwendig gewesen und so klimperten, für ihn unhörbar, einige Silber mehr in seinem Münzbeutel. Das Sonnenlicht schien ihm fast grell und unangenehm, so sehr hatten sich seine Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt. Erschöpft half er mit den Ballon zu beladen und diesen los zu binden, ehe er sich entkräftet im Korb zusammen kauerte. Die Götter wissen wie er diese Tortur überstanden hatte, aber ihm selbst war dies noch nicht ganz Gewahr geworden.






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