Mittwoch, 15. März 2023

La notte delle streghe - Himmelspfeiler Präludium

Die Reisegruppe nähert sich einer Lichtung im Wald, es ist Hexennacht

 - Vino -

Vorsichtig rieb sich Elvino über die immer noch nicht verheilte Narbe in seinem Gesicht.Seine aufgerissene linke Wange juckte, auch empfand er bei Kälte immer ein unangenehmes Ziehen in dem Bereich. Seine Gedanken waren unstet dieser Tage, ihm kam der antike Schlüssel mit dem Gladiatorenkopf in den Sinn, welcher ihn hoffentlich zu ungeahnten Reichtümern verhelfen würde. Aber man konnte hier niemandem vertrauen, es blieb keine Zeit vor der Abreise in dem Ballon an dem kürzlich entdeckten Ort Grabungen zu beginnen und man musste gut überlegen, welche Arbeiter man für diese Tätigkeiten heranzog. 


Insbesondere den Valantinas durfte man wohl nicht über den Weg trauen, nach den Informationen welche Luther, während der Rekonvaleszenz des tileanischen Söldners, ihm gegeben hatte, waren es wohl doch nicht allesamt wehrlose Flüchtlinge in einer Notlage gewesen. Vino schluckte und blickte auf seinen geschundenen Arm hinab. Seine dicke Kleidung verborgt die Dellen und Beulen, aussehend wie schlecht verheilte Pockennarben, deren Ursprung aber doch weitaus böser und garstiger war als eine profane Krankheit. Seine in die dunklen Erinnerungen zurückkehrenden Gedanken wurden glücklicherweise unterbrochen. Chico stapfte herbei, während Kilian stotternd den Ballon am Dach des Kellertheaters bewunderte. Oberon der Elf war vertieft in ein Gespräch mit seinem elfischen Begleiter. Dieser kam dem tileanischen Söldner aus vorangegangenen Scharmützeln bekannt vor und sollte sich im Verlaufe der Ballonfahrt als Jäger mit dem Namen “Nessimon”vorstellen.

- Oberon -

Nessimon, Tierbändiger

Hoffentlich würde Nessiomon diese Gelegenheit zu schätzen wissen, dachte ich in meinen warmen Mantel gehüllt die Teppe zum Ballon erklimmend, als ich ihn beobachtete wie er sein weniges Gepäck, und seinen Jagdfalken in den Korb hob.

Die Audienz mit vong Quirtenwang und Sierk einige Tage zuvor war weniger von Dankbarkeit und Respekt als Misstrauen und einer Verhör Struktur geprägt gewesen und beschäftigte mich immer noch. Sie schienen nichts von der Salbe, oder unserem Belauschen nebst Oswalds Loge zu wissen, und ich beließ es Hoeth dankend dabei. Meine, dem legendären Autor ehrfurcht gebietende Bewerbung als Heiler und Söldner für künftige Unternehmungen seiner Spezialeinheiten belächelten sie eher - etwas arrogant wie ich fand, ebenso vermisste ich euren diplomatischeren Umgang, mein Herr Mercian, mit meiner, vielleicht Vermessenheit... aber eben ein andermal.

Wenn mir die vergangene Nacht, meinen Geburtstag im stillen Gebet des Sindelfinger Schreins verbringend eines lehrte, war es Geduld und Demut.

Zumindest erfuhr ich von der Ernennung vong Hohnes zum Amt des Augenzeugen des Imperiums, dass Marienburg und der Brenonische Herrscher Leonceur in einer Art Verhandlung stünden, sowie dass der Cursus bereits im Hoch-, Ost- und Averland gesichtet wurde und in einem Dorf mit einem golden glänzenden Artefakt gesehen wurde.

Eurer Aufforderung, den geeignetsten Trupp für diese weitere Vault Erkundung zu finden nachgehend, nach einem ernüchternd animosen Gespäch mit Christian, war ich nun also erneut mit Harrad - dem ursprünglichen Zwergen Erfinder und Erkunder und ersten Vaultforscher - unterwegs. 

Ich hoffe fortan durch meine, und nun auch auf euer Geheiß Nessimons Kompetenz- und Kooperationsbereitschafts-Beweise, mit ihm eine Art Abkommen treffen zu können: Denn das fortwährende Verwahren des Stabs des Wachstums in korrumpierbaren Menschen- und magieignoranten Zwergenhänden - wie die Existenz der bizarren Riesen-Insekten beweisen sollte - erschien mir alles andere als optimal. Hoffentlich würde er dank unser beider Einsatz bald in eure weisere Obhut übergehen, und sie sich mit weniger unserer Natur entsprechenden Gerätschaften beschäftigen können.

Ebenso mit von der Partie, und um unsere Kompetenzbereiche etwas zu erweitern waren wiedermal der mittlerweile an zahlreichen Narben erkennbar kampferprobte Jüngling Vino, ein weiterer aus seiner Sippe wie mir scheint, noch nicht dem lokalen Reikspiel mächtig, doch Ausrüstung und Gestus nach durchaus ruchlos und Infiltrations erprobt, sowie ein Welpe von der Straße, Kilian, den wir nur Stunden zuvor von einem Bautrupp Schläger gerettet hatten. Der Junge war neu in der Stadt, voller Hoffnungen, Träume und Illusionen, sowie seinem stotternden Ödländer Akzent erinnerte er mich an eigene Anfangsabenteuer in der Fremde. Ursprünglich wollten wir ihn nur für die Steggarde anwerben, wie man die Bühnenarbeiter, vereinzelten Gulli Bürger und anscheinend Tileanischen Flüchtlinge, dank Vino nun in Christians Obhut, jetzt scheinbar nannte. 

Zum Dank für Speiß, Unterkunft und die übliche lokale Lumpentracht, schloss er sich direkt ohne Geldansprüche und nur mit einem Dörrfisch bewaffnet, unserer gefährlichen Exkursion an. Wie ich ihn neben den beiden anderen jungen Menschen beobachtete, die im über die Dächer hebenden Fluggefährt staunend in die Ferne deuteten, scherzten und sich adequater weise hinab in den Drecksack übergaben, beschlich mich langsam eine alte Furcht: Scharte ich diese Jungen als Schild um mich, und ersetzte sie wie todgerittene Pferde? Selten stirbt ein leichtsinniger Kampfhund an Altersschwäche, ob neben mir oder anderswo, und wer bekommt schon die Gelegenheit derartige Höhenflüge und Tiefenerkundungen zu erleben, Reichtümer zu erringen und unbezahlbare Kontakte zu knüpfen? Und doch, Kilians staunendes, unversehrtes Burschengesicht mit leuchtenden Augen und dem Stoppelbart im Vergleich zu sehen, neben Vinos eigentlich noch jüngeren, doch von Sorgenfalten, tiefen Augenringen, vorpochenden Adern und entstellenden Narben gezeichneter Visage, sowie oft unruhigen Augen die gesehen hatten was viele erfahrene Soldaten in den Wahnsinn getrieben hätte, sowie einer Miene, immer wieder zwischen geselliger Heiterkeit und ziellos starrend, Kiefermuskeln fletschender, brutaler Grimasse wechselnd. Wo hatte ich diese Jungen hin entführt...


 -Vino -

Kilina, Welpe der Gruppe

Obwohl es seine dritte Fahrt in diesem Gefährt war wich das mulmige Gefühl in der Magengegend nur langsam nach dem recht flotten Aufstieg und nach dem er sich überraschenderweise über die Borwand hinab ins Reikland erbrochen hatte. Auch war der Wind wohl stärker und das fliegende Konstrukt war mit einer Art Propeller versehen worden um eine rudimentäre Steuerung vornehmen zu können. So saßen Sie nun im Korb und Schneeflocken umstieben die Köpfe der Passagiere. Ein Zwerg: Harrad der offensichtliche Anführer der Expedition und Steuermann des Ballons Zwei Elfen: Oberon der Heiler sowie Nessimon der Jäger Drei Menschen: Davon Chico und Vino aus Tilea, der dritte im Bunde Fischersmann Kilian aus Marienburg. Das Licht das von Mannslieb, aber dieser Tage viel stärker von Morrslieb, ausgestrahlt wurde tauchte alles in ein unnatürlich wirkendes grün, das von Augenblick zu Augenblick stärker wurde, da das Licht der Sonne hinter dem Horizont, der vom Ballon aus weithin sichtbar war, verblich. Als würde man durch ein Kaleidoskop aus grünem Glas schauen. Ein Zeichen, dass die Reise heute nicht allzu lange dauern sollte. Sie waren erst wenige Stunden in der Luft und bis auf ein paar holprige Kennenlernversuche zwischen Vino und Nessimon, war die Expedition, wohl auch aufgrund der bevorstehenden besonderen Nacht, ungewöhnlich schweigsam. Die Hexennacht wartete auf die Reisenden und jedes Kind wusste, dass dies keine Zeit war, um irgendwo im Freien herumturnen. Es gab Gerüchte von schwarzen Kutschen welche Kinder und Jugendliche verschleppten.Berichte von Chaosanhängern, Tiermenschen oder noch garstigere Kreaturen die unsägliche Dinger wider alle guten Götter anstellten, in dieser verdorbenen Nacht. Der Tileaner mocht gar nicht zu sehr darüber nachdenken, derlei führte ihn nur zurück in seine allzu grauenvollen Erinnerungen. In der Dämmerung machte die Besatzung ein paar Gebäude aus, an welchen man noch Licht erkennen konnte, eines davon war ein Gehöft mit einem, aus tileanischer Sicht, primitiven Turm. Es war wohl am besten zu verteidigen und der Turm bot Übersicht. Das Ziel war schnell auserkoren und Harrad brachte den Ballon geschickt und sanft auf den Boden, ehe er diesen auch gleich festzurrte.


- Oberon -

Harad, zwergischer Maschinist

Ich entschuldigte mich bei Nessimon, Meister der Ställe und Bestien Sindelfingens, für Vinos forsche Worte, noch schien er sein hiersein zu Bedauern und mehr als abfällige Floskeln in userer Sprache und Seufzer konnte ich ihm auch nicht abgewinnen. Der Raum in dem Ballon war trotz Verbesserungsvorkehrungen des Zwerges nicht größer geworden und Vino schien sich abwechselnd mit stark riechenden Stücken Fleisch zu laben, seinen Begleiter Chico in Tileanisch zu beleidigen und irgendwie Harrads mechanische Bedienungs Handgriffe verstehen zu versuchen. Kilian blieb relativ still, ich versprach ihm bei Zeiten mit seinem Stottern zu helfen. Nicht, dass ich Erfahrung damit hätte, doch wenn es sich um ein sowohl physiologisches wie auch linguistisches Problem handelte, konnte mich fachliche Neugierde einfach nicht davon ablassen lassen.

Von einem einsamen Turm, einer Ruine und einem dichter besiedelten Dorf erschien uns ersterer als die wenigsten Konfrontationen mit potenziell die Ballon Integrität gefährdenden Banditen oder vorschnellen Milizen zu versprechen. Wie meist verhinderte der Tiefschnee gröbere Schäden bei der unsanften Landung die uns aus dem Ballon warf und unterschiedlich geschickt abrollen ließ. Ich beschloss sogleich mit Kilian den Kutschengeräuschen am Waldesrand nachzugehen.


- Vino -

Aus dem Augenwinkel sah er den elfischen Jäger noch in die Dunkelheit verschwinden begleitet von einem Kreischen seines mitgebrachten Greifvogels, als ihn Chico schon in Richtung des Turmportals begleitete. Eine in die Jahre gekommene Holztür versperrte das beleuchtete Bauwerk und recht rasch hatte der offenbar damit vertraute Verbrecher aus Tilea die Türe geöffnet. Ganz so unschuldig wie die Valantinas schienen, waren Sie wohl nicht. Der Griff um seine Waffe festigte sich bei Elvino und die zwei Südländer erkundeten den Turm. Zuerst versuchten Sie möglichst leise in den Keller zu gelangen. Der modrige Geruch erinnerte ihn an den Untergrund des Handelsviertels, wo er vor wenigen Tagen noch um sein Leben kämpfte. Unwillkürlich glitt seine freie linke Hand auf den geschundenen Unterarm und rieb über diesen. Ein Flüstern schreckte ihn auf, offenbar waren Sie nicht so lautlos wie gewünscht gewesen. “Da ist jemand…” hallte es durch den feuchten Erdkeller. Die Stimme klang kindlich und wirkte so gar nicht bedrohlich, als der Tileaner zu verstehen gab, dass von ihm und seinen Gefährten keine Gefahr drohte.
“Wir sind nicht hier, um euch zu schaden, wir suchen nur nach einem Obdach in dieser gefährlichen Nacht…”, sprach er einer zittrig gehaltenen Fackel und einer auf die Tileaner gerichteten Mistgabel entgegen. Ein Kind und seine verängstigte Mutter hatten sich im dunklen Keller versteckt. Scheinbar war dieser Ort als Unterschlupf geeignet, denn es war sicher nicht die erste Hexennacht welche Sie hier überdauerten. Nach einem kurzen Austausch hatten die Tileaner erfahren, dass der Vater wohl in der Turmspitze wachte. Harrad hatte angekündigt dort hin zu gehen um Wache zu halten. Elvino hatte genug vom Untergrund und trat noch einmal nach draußen um frische Luft zu schnappen und die anderen Gebäude zu besichtigen. Er wollte nach seiner letzten Nächtigung auf einem unbekannten Gehöft nichts riskieren. Außerdem hatte es geheißen, dass der hiesige Knecht verschwunden ist, vielleicht konnte er einen Hinweis auf diesen finden.


- Oberon -

Chico, Mitglied der Valantinas

Ähnlich wie Soma, der menschliche, Sindelfinger Dungsammler mit denen ich die letzten Tage oft unterwegs war, ging Kilian leicht gebückt von Jahren der schweren körperlichen Arbeit, seine nervösen Züge nur noch betont von dem fahlen grünen Licht des vollen Morrsleib. Ich konnte es ihm nicht verdenken, das unwohle, beobachtete, agitierende Gefühl in dieser Nacht draußen unterwegs sein zu müssen, schien kein Lebewesen ungerührt zu lassen.  Uns hinter den giftigen Blättern der Pflaumbeerbüsche am Wegesrand versteckend, machten wir Bewegungen im Wald aus. Die Kutsche? Vereinzelte Gestalten? Wir schlossen wieder zu unseren Reisegefährten auf und erfuhren von Nessimon, den hecktisch um sich blickenden Falken auf der Schulter, dass sich tatsächlich einige Männer im Wald um uns bewegten. Harrad und die anderen waren bereits in dem beleuchteten kleinen Turm Gebäude und während Nessimon auf den aufragenden Ballon kletterte und sich Kilian zu Vinos Stimme aus dem Untergeschoss gesellte, beobachtete ich noch den grün erleuchteten, nächtlichen Wald um uns.  Oben im Turm unterhielt sich Harrad mit dem alten Bauern und hielt in seinem Schützennest ausschau nach sich nähernden Schatten. Unten hatte Vino zu meiner angenehmen Überraschung das Gespräch mit den zweifellos verängstigten Anwohnern nicht eskaliert und ich beschloss die weiteren angrenzenden Gebäude zu inspizieren. Im Stall traf ich erneut auf meinen elfischen Begleiter, der sich beruhigend mit der hiesigen Stute beschäftigte. Scheinbar hatte er ihrem Verhalten einiges an Informationen entnommen, sowie Spuren und vergossene Stutenmilch erkannt, die auf ein gewaltsames Abwerben des Stallknechts schließen ließen. Hinter uns stolperte auch Vino in den Stall und als mir Nessimon, seinen Falken im Stall versteckend, entschlossen zu verstehen gab sich auf die Jagd begeben zu wollen begleitete ich ihn.  


- Vino -

Das Kind hatte auch gemeint, dass die Stute im Stall sehr unruhig war, das wäre das Tier ansonsten nur wenn ein Hengst in der Nähe war. Waren Sie allein in dieser Einöde? Von den anderen war keiner mehr zu sehen, nur Harrads Gebrumme aus dem Turm, wo auch Chico verblieben war. Nessimon und Oberon waren wohl auch auf die Unruhe aufmerksam geworden und diskutierten unverständlich für den Jüngling auf elfisch im Stall über das weitere Vorgehen.

Offenbar hatten Sie sich entschieden etwas oder jemanden zu verfolgen in den Wald hinein, ganz war dem Tileaner nicht klar, was besprochen worden war oder was Nessimon auf seiner Erkundung entdeckt hatte, aber offenbar war eine schwarze Kutsche in der Ferne am Waldesrand zu erkennen gewesen. Ein unheilvolles Omen, und der Tileaner war zwiegespalten. Einerseits wäre es sicherer gewesen, hier zu verweilen und sich im Fallesfalle hier vor Ort zu verteidigen, andererseits konnte er seinen guten Kameraden Oberon nicht im Stich lassen, nicht nachdem, wie oft dieser schon um das Leben des heißblütigen Söldners gerungen hatte. Verflucht seien die Umstände, welche ihn zu solchen waghalsigen Unternehmungen zwangen. Die beiden Elfen zögerten nicht, und der Tileaner schloss sich Ihnen an. Plötzlich stapfte Kilian mit seiner Harpune heran, auch er wollte nicht alleine mit Harrad und Chicho und den Bauersleuten zurückbleiben. Außerdem war er zuvor bereits mit Oberon einer Spur im Schnee in Richtung des Waldes gefolgt gewesen. Zähneknirschend folgte Elvino dem Trupp und kleine Wölkchen, verursacht durch den schnell gehenden Atem, verpufften in der grünlichen Finsternis über dem glitzernden und knirschenden Schnee. Hätte er doch seine Schneeschuhe noch angelegt, dachte der Tileaner, während er in den Wald folgte, dort waren Fackeln und andere Lichtquellen zu sehen.
Normalerweise ein Zeichen für Wärme und Sicherheit, doch in dieser Nacht konnte dies nur Unheil bedeuten. Blindlings stapfte der halb elfisch - halb menschliche Trupp in eine Art Ritualstätte hinein. Im Wald und der Finsternis, waren Sie so auf mögliche Gefahren, die von den umgebenden Bäumen und der Dunkelheit lauern konnten, konzentriert gewesen, dass Sie einen achtzackigen, aus Blut gemalten Stern am Boden nicht bemerkten, in welchen sie allesamt hinein gestapft waren. Elvino kannte dieses Symbol. Die Leiche von Konrads nicht minder kriminellen Bruder war damit verunstaltet. Er war vor seinem Tod den verdorbenen Mächten anheim gefallen. Zurückgerissen wurde der Tileaner in die bedrohliche Gegenwart durch die Präsenz von, mit frischem Blut überströmten, Kadavern. Die Opfer des garstigen Rituals waren einmal Menschen aus Fleisch und Blut gewesen, doch diese waren bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet und massakriert worden. Jemand hatte sich aus dem Leid der Unschuldigen einen Spaß gemacht, sich daran ergötzt wie diese um ihre Leben und ihre Träume bettelten. Wissen die Götter was mit Ihnen veranstaltet wurde, wohlwissend, dass gerade in dieser Nacht niemand kommen würde, um die Hilfeschreie und Ihr verzweifeltes Flehen zu erhören.


Der Pfad führt in den Wald


- Oberon -

Das Zeichen der Dunklen Götter! Und wir alle waren blindlings in den Ritual Zirkel im Wald hineingestolpert! Dieses verfluchte, trügerische Mondlicht! Hals über Kopf stolperte ich zurück ins Unterholz um mir Deckung und Versteck zu suchen, die Kultisten oder Mutanten konnten nicht weit sein und hier war man geradezu verlockend exponiert! Ich fiel hinter einem dicken Baum, keuchend in den tiefen Schnee und fummelte noch einen Pfeil auf die Bogensehne, da schloss Nessimon mit einem bewusstlosen Kilian im Arm zu mir auf, ließ ihn vor meine Füße sinken und verschwand lautlos in den Schatten der Bäume. Der junge Fischer hatte vermutlich bislang ein gänzlich behütetes Leben frei von Gewalt, Gräueltaten, ketzerischen und lebensbedrohlichen Situationen geführt, mal abgesehen von der ein oder anderen Steuereintreiber-Verhandlung, Lebensmittelvergiftung und der Beulenpest. Dieser Anblick jedenfalls war eindeutig zu viel für ihn gewesen und ich gab lange Augenblicke, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, mein bestes ihn aufzuwecken. Ich hoffte Vino ging es besser.


- Vino -

Zorn kochte hoch in Elvino, die Fingerknöchel wurden noch weißer als Sie es ohnehin schon aufgrund der Kälte waren. Niemand war am Leben geblieben, niemand außer... Dort im Halbdunkel der Fackeln war ein Kultist erspäht worden. Nessimon wurde von ihm bedrängt und der Tileaner zog einen Pfeil hervor und nockte ihn auf. Er musste seinen schnell gehenden Atem zäumen wie ein wildes Pferd, einerseits wegen der Anstrengung und andererseits wegen der Wut die ihn rasend machte. Ein tileanischer Fluch glitt ihm still über die Lippen, als das Geschoss in einem Baum stecken blieb. Die Finger zu kalt, die Hände zu aufgeregt. Er wollte, nein, er konnte nicht länger Zurückhaltung üben. Es war an der Zeit gekommen, diese gotteslästerlichen Bastarde Ihrer Strafe zu zu führen. Schade nur, dass er sich im Kampfe nicht die Zeit nehmen können würde, um diese Chaosbrut ebenso leiden zu lassen. Vermutlich würden diese kranken Götzendiener daran sogar noch Gefallen finden. Er war rasend. Der Bogen verschwand in Windeseile über der Schulter. Die Umgebung verblasste zu einer Kulisse aus bedrohlichem Schwarz und Grün.


- Oberon -

Oberon, eflischer Straßenköter

Es half nichts, der Narr war bewusstlos wie ein fetter Wurstfestbesucher vor dem Speifedereinsatz! Mit dem Bogen um mich zielend sah ich zwischen diversen Krebsscheren und Tentakeln bewährten Kreaturen, die sich zwischen den Bäumen bewegten, noch Vinos Silhouette im Schein der Ritualkerzen wie er aufschreiend einem unter ihm hockenden Mutanten sein Cursus Schwert zwischen die Zähne hieb, das der Baum dahinter noch so wackelte. Schnee und Fichtennadeln regneten auf den rasend Bebenden herab. Zumindest dieser Lärm schaffte es Kilian hochschrecken zu lassen und ich zog ihn fort, den Weg zurück den wir gekommen waren zum Turm, wo wir uns besser verschanzen könnten und nicht umzingelt werden würden.


- Vino -

Der Tileaner war im Begriff, einen Baumstamm zu erklimmen, auf welchem Nessimon angeschlagen versuchte, sich gegen einen Angreifer zu wehren. Im Augenwinkel nahm er zum ersten Mal das wahre Ausmaß dieses rituellen Massenmordes und des unheilvollen Sternes wahr, als er dem Elfen, ungeahnt schnell, zu Hilfe eilte. Dieser war auf eines der anderen unzähligen Nadelhölzer geflüchtet um sich eine Atempause zu verschaffen. Schnee rieselte ob des Sprunges gemächlich grün glitzernd hinab in vollkommenen Kontrast zum nun in Windeseile ausbrechenden Kampf. Der Söldner aus Tilea schafft es den Angreifer nach unten zu bugsieren, der weiche Schnee schien den Sturz allerdings, zum Ärger des Stoßenden, gut gedämpft zu haben. Dies obwohl es gut 5 Schritt Höhe waren, in welcher die Kontrahenten sich mittlerweile befanden. “Merda!”, dachte der Tileaner bei sich selbst, ein Abstieg würde viel zu lange dauern, der Hundsfott durfte nicht entkommen, er war jetzt in der Unterzahl. Schnaubend zog er seine Waffe und sprang in die Tiefe. War dies die klügste Entscheidung? Vermutlich nicht, aber etwar keine Zeit zum kontemplieren. Knirschend gab die Schneeschicht unter dem Aufprall nach. Bis zu den Knien sank er ein in das kalte Weiß, welches sich nach einem noch im Flug begonnenen Schwertstreich sogleich in ein schmutziges Rot verwandelte. Mit einer derart tollkühnen Tat hatte der Kultist nicht gerechnet, und auch Nessimon war etwas erstaunt ob des Wahnsinns, der wohl noch aus den Augen des Jüngling glänzte. Blut tropfte schwarz im Dunkel von der Scheide.


- Oberon -

Gemeinsam mit dem wieder zu sich gekommenen jungen Ödländer Fischer erreichte ich die Lichtung um den Turm, zahlreiche Leichen lagen bereits um diesen verstreut.  Neben uns im grünen Schein sah ich einen Scherenbewährten auf diesen zuhechten, jagte ihm einen Pfeil zwischen die Rippen dorch erst ein gezielter Gewehrschuss von der Turmspitze brachte ihn zu Fall. Der bekannte Lichtkegel von Harrads Rucksackapparatur suchte bereits nach neuen Zielen und im letzten Moment gab ich uns als Verbündete zu erkennen, um uns ähnliche Berüßung zu ersparen.  Unten am aufgebrochenen Tor erkannten wir bereits mehrere Mutanten, nur knapp von den Mistgabeln der bald überforderten Bauern zurückgehalten. Wir rissen sie nach hinten zu Boden, und verfehlten die Brut viel zu oft ehe wir sie tödlich erwischten. Dieses verdammte schimmernde Grün! Kaum ein Moment blieb zu verschnaufen da stürmten bereits die nächsten herbei und der Fischer wurde vermutlich nicht zum ersten mal im Leben, seinerseits von einer Krebsschere blutig geschnitten.


- Vino -

Vino, der tileanische Kampfhund
Die beiden mussten sich neu orientieren, dieser Widersacher war eliminiert, doch irgendwo hinter einem Baum versteckt hörte man Kilian und einen weiteren Angreifer fechten. Der in die Jahre gekommene Fischer war in Bedrängnis gekommen, doch als Nessimon und kurz darauf Vino ihm zu Hilfe kamen, war der verbliebene Kultist bereits geflohen. Auch Oberon hatte Kilian beigestanden und ob der Überzahl hatte das feige Pack sich in die Dunkelheit verkrochen. Zornig dachte Vino über eine Verfolgung nach, doch bei diesem Schnee, noch dazu in der Finsternis und in einer unbekannten Gegend, wäre es töricht, hier jemandem nachzustellen. Gerade in dieser unheil bringenden Nacht, wäre es ein Leichtes, jemanden in einen Hinterhalt zu locken. Der Atem verlangsamte sich wieder etwas, und der Rausch des Kampfes verebbte so schnell wie er gekommen war. Die Sinne der Gruppe schärften sich, um mögliche weitere Gefahren auszumachen, als man, bereits auf dem Rückweg befindlich, plötzlich unterhalb des Turmes den exzentrisch herumspringenden Lichtkegel von Harrads greller Lampe wahrnehmen konnte. Dicht gefolgt von einem rauchenden Knall seiner Büchse und einem zwergischen Brummen. Die Schritte der Vier wurden schneller, als sie zurück zum Hof eilten…


 - Oberon -

Kilian war erneut in die Knie gegangen, er hatte sich mit seiner Harpune für sein erstes Gefecht gar nicht schlecht geschlagen. Ich besah mich seiner Scherenverletzungen und nickte dankend zu Vino und Nessimon, der zu ersterem nur diesen vorsichtig beäugend Abstand hielt, den Bogen nicht schulternd, seine nächsten Bewegungen abwog. Tatsächlich, hätte ich ihn so zum ersten mal gesehen, auch ich wäre Vino nicht zu nahe gekommen. Er war von den Beinen aufwärts mit zähem Blut besudelt, zuckte am ganzen Leib vor Adrenalin und Mordrausch und keucht nur so mit gefletschten Zähnen als wäre er ein Norse Barbar. Diese Nacht, sie tat uns allen nicht gut.



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