Sonntag, 14. August 2022

In Angelegenheiten der Toten - Abenteuerlogbuch Oberon 7

Bericht Oberons aus dem Haus der Bal Drian über die Expedition in die Tiefen der verschollenen Forschungsanlage Alaric Wirrkopfs genannt Bairinti Vault.





Abermals darf ich euch schildern, Edler Herr Marssian, von jenen Erlebnissen und Erfahrungen die uns in vergangenen Tagen zuteil wurden, und schicksalhaften Ereignissen, die wir unvorsehens in Gang gesetzt.

Wie ein Kind stehe ich vor euch in Scham und Ehrfurcht vor meinen Taten, wie ein Junge der mit seinen kindlichen Freunden beim herumtollen in den Straßen eine Vase von fremder Fensterbank stieß, dabei unschätzbar wertvolle Pflanzen zerstörte und widerliche Insekten in die Welt entließ. Doch auch in den Scherben mit seinen Spielgefährten ein unsagbar kostbares Juwel fand. 

Ich hoffe mir wird jugendliche Unbedarftheit eines Tages verziehen, doch noch mehr hält mich die Angst wach, welche Konflikte noch jenes Juwel loszulösen vermag, durch seine unkontrollierte Macht in falschen Händen oder durch Gier in anderen losgestoßen...

So nah fühlte ich mich noch nie unseren erhabenen Göttern, und zugleich so fern war ich ihnen auch selten zuvor, oder zumindest ihrem gesegnenten, uns gegebenen Ahnland.

Abermals wurde uns vorgeführt wie tief und unablässig die Zwerge in alten Tagen vordrangen, in den Leib der Welt, wie auch in die Untiefen ihrer eigenen Experimentierfreude und von ihrer eigenen Art geheim gehaltenen, geringgeschätzen Weise des Schaffensdrangs.

Vergebt meine wirren Worte Herr, denn noch frisch toben die Bilder und Gedanken in Staunen und Schrecken gerüttetem Geist, während ich sie niederschreibe.

Ein paar Tage nach unserer Abreise aus Altdorf, landeten wir in der Nähe des von uns angesteuerten Gebiets, den heulenden Hügeln des Talabeclandes.


Ich will euch nicht mit den Details des Anflugs langweilen, es soll genügen kurz zu erwähnen, dass unsere Truppe aus dem Zwergentüftler, Flugapparat-Kapitän und Expeditionsführer Harrad von Karak Izor, dem Universitätsgelehrten Schmalfuß von Nuln, den Söldnern Vino von Pavona, Syfryd, dem Akzent nach aus dem Reikland und meiner Wenigkeit unterwegs bei einem Zwischenhalt zur Neuorientierung durch einen freigekauften gefangenen Banditen Konrad - vermutlich aus dem Nordland und den dort ansässigen ortskundigen Jungen Tobias erweitert wurde und sich ohne große Zwischenereignisse den Weg zu dem dort bekannten Galgenbaumberg suchte. Dieser war lokalen Beschreibungen und bildlichen Darstellungen nach der wahrscheinlichste Ort eines alten Zwergenlabors, nachdem wir seit unserer Konferenz im Untersteg nach dem erneuten Cursus Zwischenfall so nachdrücklich suchten.

...

Unser erstes Vordringen ins dunkle Innere des Hügels brachte uns außer Verletzungen durch Hundsgroße Insekten, Alarm betäubten Ohren, einer ominösen blauen Lampe und einem generellen Überdruss angesichts unablässiger zwergischer versteckter Tore, Rätsel um vermeintliche Runen oder Schlüssel und genereller Geheimnisse wenig Erwähnenswertes.


Meine Nachtwache am seitlichen Berghang näherte sich bereits ihrem Ende. Schon vortags, und mehrfach auch in dieser noch jungen Nacht erspähten meine Augen diffuse Bewegungen im Unterholz, im Tal unter unserer Position. Der Cursus Honorum? Mehr räudige Banditen wie jener dem Tode nahe in unserem Schlepptau oder ihm bereits auf diesem Pfad vorausgegangene Gefährten, verscharrt unter den Steinen der Hügelplateus? Ansässige Jäger? Oder gar die mutierten Bewohner der Imperialen Wälder? Sehr wahrscheinlich waren es nur Tiere, doch die Unsicherheit und der Verdacht bereits verfolgt, aufgespürt und umzingelt zu werden ließ mich nicht los. 

Erschreckt fuhr ich hoch als sich der Ingenieur Schmalfuß an die Hangkante zu mir gesellte. So sehr der Gelehrte immer wieder trotz seines strikten und melodielosen Tonfalls mit diversen Fachkenntnissen und Auszügen aus seinen mitgebrachten Naturwissenschaftlichen und Historischen Abhandlungen sowie philosophischen Ansichten überraschte, war er doch selbstbekennenderweise was unsere Situation, den Cursus, die Wildnis oder Kampfsituationen ganz allgemein betraf, gänzlich unerfahren. Die ihm gebrachten "Kritter" Überreste, die er als übergroße Assel identifizierte, interessierten in ihrer schützenden Insektenpanzer Funktion jedoch weitaus mehr den ebenso zu uns stoßenden Rattenfänger, Syfryd, der wie immer die von mir einige Tage zuvor noch in Altdorf nur notdürftig verarztete, mittlerweile scheinbar genesene übergroße Ratte, "Myocastor" von Schmalfuß genannt, mit sich trug. 

Ingenieur Schmalfusz

Eine eigenwillige Gestallt war er schon, hatte er sich doch bei seinem ersten Auftreten sogleich mit Arcos angelegt, behauptete im Dienst der Hanse-Gilde unterwegs zu sein und benutzte lächerlich unglaubwürdige Decknamen. Doch scheint er in der Wildnis weitaus mehr zuhause zu sein als im städtischen Umfeld, und ernährt sich von Nagetieren, Pilzen und kriecht ohne Aufforderung stundenlang durchs Wurzelwerk. Im Kampf war er anders als zuvor im westlichen Untersteg gut zu gebrauchen, wie er in den finsteren Tiefen gegen diese Schalenwesen nach anfänglichem Straucheln zeigte und seine fallenstellerischen Kenntnisse sollten sich ebenso noch nützlich erweisen. 

Zuletzt stieß noch der ansässige Bauernjunge, Tobias zu unserer flüsternden Nachtwache. Er schien bislang gänzlich unter der Fuchtel seiner Mutter gesteckt zu sein, trug weder Waffen noch Jadgausrüstung am Leib und schien für sein Alter, im Vergleich zu Vino, doch etwas kindlich, war zwar groß und voll roter Farbe in Wangen und Haar, doch auch etwas schwächlich in Haltung und Stimme, eventuell aufgrund eines chronischen Leidens oder einer Mangelernährung die sich langfristig auf sein Selbstbewusstsein, Gemüt und seinen Verpflegungsdrang auswirkt. Denn die beiden anderen jungen Menschen waren weitaus besser genährt - beneidenswert wie leicht die kurzlebigen Rassen, vor allem bei regelmäßigem Kellertheater Hühnchen Schmaus Masse ansetzen - zum steten Leidwesen unseres Reiseproviants.

Tobias, der Bauernjunge

Nichts desto trotz erschienen seine ortsansässigen Kenntnisse nützlich nachdem er bereits vereinzelte Beeren und dergleichen gesammelt hatte, und so hielt ich es für sinnvoll ihn bei einer nächtlichen Areal-Erkundungs Tour dabei zu haben.

Die Nachtwache an den jungen Tileaner übergebend machten wir uns zu viert auf den Fuß des Hügels zu erkunden. Mit effektiv nur zwei Kombattanten wollte ich Konfrontationen eigentlich vermeiden, sollten wir auf Mitglieder des Cursus stoßen deren Echos ich bereits in den Tiefen des Zwergenbaus gehört hatte, zog ich es vor ihre Zahl und Position auszukundschaften und nicht entdeckt zu werden. Mein mir zu verstehen gegeben pedantisches Spuren Verwischen mit Nadelholzzweigen musste ich mir um unnötige Geräusche zu vermeiden diesmal sparen, wir sollten anderweitig gewährleisten, dass niemand durch uns das Lager und den auf niedriger Flamme abflugbereit gehaltenen Flugapparat entdecken würde.

Sowohl der Junge Tobias nun ohne sein Pferd unterwegs, wie auch der immer noch mit Erdresten und Krittergedärm besudelte Syfryd - eigenartigerweise war seine Kleidung an sich von uns Söldnern die hochwertigste, doch machte er durch sein Eichhörnchen und Pilze in sich stopfende, wie in engen Tunneln geboren vornüber gebeugt gehende und die Ratte im Hemd mit sich tragende Art zusätzlich dazu einen mit uns vergleichbar mitgenommenen und vagabundischen Eindruck, den bereits Vino zuvor mehrmals kommentiert hatte - bewährten sich in der Wegfindung und letzterer schien sogar für seine kurzlebige Rasse ungewöhnlich gut im Dunkeln zu sehen. So fand Syfryd eine krude Klinge in einer Falle in den Bäumen und reichte sie an den Jungen, der nicht recht wusste wie er sie halten, einsetzen oder gar damit sein Leben verteidigen sollte.

Nun schon das dritte Mal vor die Herausforderung einer Kletterpartie gestellt der meine Fähigkeiten noch nicht gewachsen waren - zuvor hatte ich mich vom schwebenden Ballon abgeseilt und war wie auch der ausgemergelte Bandit in unserem Gefolge an dem Hang unter einer zwergischen Wandkonstruktion abgerutscht - war ich froh, dass der Rattenfänger sich mit einem Seil zu helfen wusste und zumindest in diesem Fall um den Wert des Schweigen wusste, denn wir näherten uns scheinbar einer Art Lager.

Trotz einer eigenartigen Spur entlang des Bachverlaufs, mehreren Fallen sowie einem vor Gefahr warnenden Waldläufer Symbol in einen Baum geritzt, hoffte ich noch immer wir könnten eine Konfrontation mit dem Cursus vermeiden. 

Mehrmals versuchte der Rattenfänger den unsicheren Jungen Tobias - ich unterstelle ihm hier gute Absichten - ermutigend einzuschüchtern, wie man es vielleicht bei einem Hund machen könnte, erzielte damit aber vermutlich nicht die gewünschte Wirkung. Wie ich mich zurück entsinne schien er unserem neuen, vermeintlich geläuterten ehemaligen Banditen Gefährten ebenso beikommen zu wollen. Ich meine einen Funken Neid in seinen Augen gesehen zu haben, als er diesen vom Zwergen gelobt und offiziell in unsere Reisegruppe aufgenommen werden gesehen hatte, nachdem er selbst nur daneben stand, während wir restlichen die Eingangspforte mit vollem Körpereinsatz geöffnet hatten. Ebenso brüskierte er sich wiederholt über Vinos bisheriges Verhalten, und Vertrauenswürdigkeit als Nachtwache. Tags zuvor schon, zog er es vor alleine in Wurzelhöhlen zu graben und sich, sobald ich ihn verarztet hatte und er die Zwergenanlagen im Hügel oberflächlich durchsucht hatte, wie schon auf dem Zwischenstations  Bauernhof des jungen Tobias  lieber im Lager schlafen zu legen. Hier nun, des Nachts im Schnee und Dreck unterwegs konnte ich ihn beobachten wie er mehrere eigenartig pulsierende Baumgewächse, Pilze oder Schalentierartige Kreaturen roh verzehrte, während er seine Schoßratte streichelte. Was ging nur im Kopf dieses Kerls vor sich? Was hatte er nur erlebt das derart seinen Charakter formen sollte, und was hatte er im Dienst einer Handelsgesellschaft verloren? Ich wollte nicht weiter wählerisch sein, er war zumindest Kampf erprobt, bestrebt sich auf seine Weise nützlich zu machen und weitestgehend umgänglich... 

Vor die Wahl nur eine Waffe mitnehmen zu können gestellt, hatte ich mich vor der Abreise unseres Luftgefährts für den verlässlichen Elfenbogen den unser Patron Christian mir überlassen hatte entschieden, hatte doch Kurnous schon meinen Pfeil in den Hals des finsteren Magier Moguls unter Altdorf geleitet, vielleicht würde er mir, so meinte ich, erneut den Atem beruhigen und die Finger sicher führen lassen.

Unseren gemeinsamer Ahnherr den gehörnten Jäger bedachte ich auch sofort mit flüsterndem Beistandsgesuch, den Bogen fest im Griff, als wir uns schließlich vor dem offenen Schlund eines Felsüberhangs fanden. Das allgegenwärtige, unnatürlich weitreichende Wurzelwerk wie Zähne in den offenen Schlund der allem Anschein nach natürlichen Höhle ragend, schien es wie ein Tor ins Verderben. Ich fühlte mich nackt, ohne mein mittlerweile vertrautes Fleischermesser und den Schild, nur ein Vortags im Untergrund gefundenes Zwergen Spaltbeil im Gurt und Christians ominösen Dolch versteckt in meiner Werkzeug Tasche bereute ich die Zeit meiner Jugendtage, die ich oftmals lieber mit lesen verbrachte anstatt mich mehr als das nötigste familiär Vorgegebene, mit der Bogenhandhabung vertraut zu machen und zu üben. 

Bevor wir uns der Höhle näherten suchte Syfryd dem, eigenen Aussagen zufolge, sich keinesfalls an Kämpfen beteiligenden Ingenieur ein geeignetes Versteck, ich nahm mir den zitternden Jungen zur Seite, gab ihm zur besseren Verteidigung auch noch mein Zwergenbeil und wir alle sprachen dem Jungen Mut zu, den wir selbst, schon zu oft nur um Haares Breite dem Tod entgangen, vorzutäuschen gewohnt waren.

Ehe ich mir das tiefe Dunkel der Höhle jedoch besser besehen konnte weiteten sich die Augen Syfryds vor mir und ich fuhr zurück. Hinter uns, ein hohlbrüstiger, Viehköpfiger Mutant oder Tiermenschen Krieger. Mein Pfeil fuhr der Kreatur in die Hüfte und es stolperte zurück auf dem Weg den wir gekommen waren, wo ihm ein Leder gebundener, Metall verstärkter Almanach in oder vielmehr durch die Fresse fuhr und ihn erledigte. Von den drei Menschen dieser Stunde in meinem Geleit, der vermeintlich Wehrloseste, der Gelehrte Schmalfuß, das blutige Buch noch in der Hand, schien die vermutlich erste Begegnung mit den verzerrten Anhängern der Dunklen Götter in seinem kurzen Leben, am meisten mit Fassung zu nehmen. Sein Antlitz weitete sich jedoch wie unser aller, als das Maul des Felsvorsprungs drei weitere Kreaturen hervor spieh. Grotesk und entstellt jenseits traumhafter Vorstellungskraft traten, oder vielmehr wankten uns ein vogelartiger Mutant, ein groteskes Wesen dessen inneres nach außen gestülpt und mit gelatartiger Masse überzogen war sowie ein nur als Echsenköpfiger Hund zu beschreibendes Monster entgegen.



Ich zog den erstarrten Jungen mit aller Kraft mit mir zurück in die Bäume, unsere einzige Hoffnung in der Flucht und der Götterbitte diese Wesen könnten nicht Schritt halten sehend, während Syfryd von der Front aus noch weit hinter uns zurückwich, die kontrollierte ernste Miene in einem verwirrten Entsetzen erweichend die nur das leibhaftige Antreffen dieser Albtraumkreationen zu verantworten haben konnte, Schmalfuß stand steif wo er war, das Buch in den zittrigen Händen, jede Lebensentscheidung bereuend die ihn an diesen Ort geführt hatte, seine geistige Unversehrtheit wies bereits erste Risse wie langsam abbröselnder Wundschorf auf.

Vor meinen Füßen den zitternden Rattenmann, keine Hand frei und alle Waffen hergegeben konnte ich nur den Jungen Rotschopf mit mir zerren, wollte ich noch nach Hilfe Rufen oder die anderen zum Rückzug anstacheln blieb mir der Ruf im Stille suchenden Rachen stecken, da hatte uns auch schon die echsenköpfige Kreatur eingeholt und sprang uns mehrere Zahnreihen entblößend mit geöffnetem Schlund entgegen.

Doch in der Stunde größter Not schien sich der Gottgewordene Menschenheld Sigmar in unsere halb aufgeriebenen Reihen zu gesellen, denn eine archaisch männliche Menschengestalt warf sich dem Biest entgegen und rang ihm fast mit bloßen Händen den Kiefer entzwei. Donnernd drangen seine bassigen Worte stramm zu stehen im Antlitz der Verderbenden Mächte an uns. Woher war nur plötzlich dieser Feldwebel, scheinbare Veteran zahlreicher Schlachten gegen das Chaos und Taal und Sigmar ergebene Protektor her materialisiert? Ulric selbst schien sich unserer erbarmt zu haben und den zitternden Jungen in meinem Griff zu sich geholt und stattdessen einen körperlich zwar selbigen, doch von Willens- und Manneskraft nur so beseelten Avatar seiner Bravado an unsere Front geworfen haben. Von neuem Mut beseelt warfen auch Syfryd uns ich sich an des neu geborenen Tobias Seite in das Getümmel.

Meine Pfeile verfehlten mehrfach die hinten aufflatternde Vogelgestalt, während die beiden Menschen behände die Echsenkreatur erledigen konnten wurden Schmalfuß und ich in eine verdorbene Feuersbrunst gehüllt. Da wendete sich das Blatt bereits wieder, Syfryd war fast gänzlich von dem Gelatin Blob absorbiert, den auch mein Schlaftunk nicht in seiner tumorös grotesken Barrage aus wirbelnden Extremitäten-Attacken stoppte, und erneut nur Tobias Eifer uns  weitere Sekunden des Lebens erkaufen konnte. Ich hob abermals Pfeil und Bogen und konnte die Vogelkreatur verwunden und in die Flucht schlagen, die beiden Menschen schafften es sich erbrechend und fluchend die Pudding-Brut zu zerteilen und ein letzter Pfeil in den Rücken tötete schließlich den fliehenden Vogelmann.

Verstört doch erleichtert, sammelten wir den entgeisterten Akademiker wieder ein und gemeinsam hoben wir alle in Ehrerbietung die Hände an die Schultern des Jungen, nein Mannes, der uns soeben mit seinem 01stklassigen Mut den Tag gerettet hatte. So voll Dankbarkeit und Gottesfürchtigkeit beseelt in diesem Moment schworen wir uns dieses Ereignis fortan für uns zu behalten - jedweder Kontakt mit Mutanten war in den Augen der Hexenjäger wie ich noch zu gut aus Heideldorf wusste verfolgenswert verdächtig - und hiervon keinem Menschen zu erzählen. Eine mir gelegen kommende Formulierung.

Während Syfryd sich leidenschaftlich erkundungsfreudig durch die Habseligkeiten der Mutanten in deren Höhle wühlte und scheinbar einen geschwungenen Dolch dabei entdeckte machten wir restlichen uns daran die Körper zu verbrennen, um womöglich unschuldigen Ansässigen oder Tieren den potentiell korrumpierenden Kontakt mit deren Überresten zu ersparen und zumindest unsere Seelen etwas reinwaschen zu können von ihrem Gestank.

Ich muss euch sagen, Herr, als ich die blauen Funken in den Himmel züngeln sah und die Federn des mich mit seinen Feuerbällen bis heute der Augenbrauen beraubenden Magier Mutanten in Asche auflösen sah, verspürte ich etwas. Nur euch kann ich es anvertrauen so sehr durchfuhr mich die Angst, Gänsehaut und doch auch der Drang zur Macht. Denn gar wild begannen meine Finger zu kribbeln, wie eingeschlafen und von Blutzirkulation abgeschnürt. Seit dem sehe ich in Wurmsäure durchlöcherten Mantel gehüllt frierend im Traum oft meine Finger, die sie durch Schnippen eine wärmende, wohlige, reizvolle Flamme aus dem Nichts in meiner Hand hochzüngeln und verlöschen lassen. Im Wachen wagte ich es bisher nicht diesem Drang nachzugehen, könnt Ihr mir sagen wie ich zu diesem Traum stehen kann? War es richtig die chaotischen, organischen Reste zu verbrennen? Ist es reinigende saubere Magie die sich mir hier anbietet, in der ihr mir in euerer Weisheit so meisterhaft belehrt erscheint Herr, oder ist es eine Versuchung hin zur Korruption, die ich wegwaschen und nie auch nur probieren sollte?

Wie noch derlei feurige Gedanken meinen Blick in der bläulichen Glut hielten rissen mich auch schon meine Gefährten wieder aus der Trance, und präsentierten ein neues Enigma:

Eine unter Bewuchs zum Vorschein gekommene, über mannsgroße Relief Darstellung in der Höhlenwand. Ähnlich doch merklich primitiver wie jene Zwergische Rätselwand die uns weiter oben am Hang gelegen den Wendeltreppeneingang um den Galgenbaum öffnete. Vier Panele die die menschlichen Ahnen des heutigen Talabeclands und die Zwerge zeigten, so hielt Schmalfuß seine Texte konsultierend fest:

"Wir sehen eine Szene, von antiken Künstlern in den Berg gehauen . Es wirkt fast barbarisch, doch als hätte sich zwergische Ornamentik einen Weg in die Stilistik gebahnt, die sie übersichtlicher und geordnet werden lässt. Eine Übersicht über krude wirkende Wägen, Pferde mit dicken Gliedern und langen Zoten - Männer in schwere Leder gehüllt, einige bewaffnet.


1: Eine Szene des Handeln -
ein Zwerg reicht einem großen Mann ein Bündel,
daraus hängt etwas längliches, phallisches -
ein Erzklumpen in der Hand des Barbaren
fast schon dabei in die Hand des Zwerges zu wandern. 


2: Eine Szenerie auf einer Hügelkuppe -
Mensch und Zwerg pflanzen einen kleinen Baum -
Blätter einer Eiche. 


3: Eine Szenerie an einem Bach:
Ein dickes Rind wird neben einem Fischer
vorbei getrieben und ein Soldat grüßt sie. 


4: Und zuletzt: Ein Zwerg in schwerer Rüstung -
hinter ihm ein Mensch mit Speer in zwei Händen -
auf sie stürmt ein Ork zu. 


Es sieht so aus als wäre später etwas dazu gemeisselt worden in Klassik, übersetzt: 


Das Zeichen des Taleuten:


Niemals durstig - Kehle stets benetzt,

ohne Atem, doch lebendig, schon

kalt, fast wie zu Tode verletzt,

die Rüstung macht keinen Ton."


Wir schafften es das Fallengespickte Rätsel durch drücken des richtigen Teils der Meißelung zu lösen, Ihr durchschaut es gewiss schneller Herr und bedarft nicht meiner Erklärung - und den Mechanismus zu aktivieren.

Malmender Stein aufkriechender Torflügel und ein warmer, staubig feuchter Windstoß aus der Tiefe gaben ein Dunkel frei das seit, schien mir, über zweitausend Jahren keine Seele mehr betreten hatte.

Dies konnte keinesfalls der Eingang sein über den bereits der Cursus in den Berg gedrungen war, noch roch es so ähnlich vermodert wie in den Gängen die wir bisher beschritten. Doch wenn schon hier drei Mutanten womöglich unwissens diese Stelle heimsuchten, welche Schrecken lauerten dann erst dort unten? 

Je tiefer wir mit zögerlichen Schritten und notdürftigen Fackeln bewaffnet hinab schritten, desto klarer wurde uns: Diesen Ort hatte wahrhaft schon ewig niemand mehr betreten.

Durch farbige Mosaikfenster in der hohen Höhlendecke beleuchtet eröffnete sich uns eine scheinbar isolierte Kaverne, die zugleich Glashaus und in sich geschlossenes Ökosystem - wie Schmalfuß es respektabel wissenschaftlich ausdrückte - zu sein schien, ganz ähnlich wie jenes unbezahlbar wertvolle Glasterrarium mit den ausgestorbenen Heilpflanzen das ich euch später entdeckt präsentieren möchte -  nur eben, gigantisch.


Nicht nur in den Dimensionen der Höhle, ebenso in deren Vegetation und seiner durch Licht, Ruhe und idyllischer Harmonie gestalteter Wirkung auf unsere geschundenen Seelen. Turm hoch ragte vor uns auf, höher als ein Baum und zugleich so filigran wie ihre kleineren Artgenossen: eine Lilie.

Übergroße Pflanzensamen um mich gleiten lassend, den warmen Luftzug in die winterliche Kälte aus der wir gekommen waren durch das Haar strömen lassend, fiel ich auf die Knie, in Tränen ob dieser Schönheit, Ishas Gnade dankend, spürte ich einen Teil der Last auf meiner Seele weichen.


Doch nicht nur Pflanzen schienen von jenem isolierten Riesenwuchs auf dessen Quelle wir noch stoßen sollten betroffen, ebenso die wirbellosen Kreaturen begegneten uns in titanischen Dimensionen, und so schreckte uns ein simpler Regenwurm, harmlos und förderlich für jeden Gärtner, doch von der Größe eher eines Lindwurms zurück, denn wir kannten bereits gefährlichere übergroße Kriechtiere, und wollten unser Idyll hier nicht überstrapazieren. Der Rattenmann konnte es nicht lassen sich auch von dem Blütenhonig zu bedienen und als er sich verspätet und hungrige Käfer nur knapp abhängend auch zu uns an den Eingang zurück gesellte standen wir vor einer wahrhaft schweren Entscheidung:

Die Tore wieder versiegeln und die heilende Schönheit bewahren für spätere Generationen, oder sie offen lassen, und gute wie schädliche Einflüsse aus dem Inneren freilassen in die weite Welt. Ich argumentierte leidenschaftlich erstere Option, denn es stünde uns schlicht nicht zu, womöglich zu zerstören was nur als Hain Ishas, und auch Heiligtum der hiesigen Götter zu bezeichnen war in Anmut und Friedlichkeit. Außerdem konnte man immer noch Weiseren als uns diesen Ort zeigen und die Entscheidung überlassen. Von uns Anwesenden stellte sich lediglich Syfryd gegen meine Argumente, meinte seine Erfahrungen mit Hunger und Elend im östlichen Imperium würden ihn zwingen jede Möglichkeit auf zugänglichere Nahrungsversorgung des einfachen Volkes fördern zu müssen, auf welchen unvorhersehbaren Wegen sich dies ohne sein weiteres Zutun durch sein offen lassen der Portale auch immer einstellen können sollte.

Von der in die warme Terrariumstiefe dringende, potentiell fatale Winterluft und die daraus ans echte Tageslicht strömenden Rieseninsekten zunehmend unter Handlungsdruck gesetzt glaube ich ihn schlussendlich doch noch von meinem konservatorischen Versiegelungswunsch überzeugt zu haben und so suchten wir hektisch nach einer Möglichkeit den Mechanismus wieder zu schließen. 

Doch vergebens. 

Immer weitere, immer gefährliche Asseln, Würmer, Schrecken und Käfer drangen uns entgegen. Ohne den nötigen Spürsinn oder die Suchnase gelang es uns aufrecht gehenden keinen Hebel oder dergleichen zu finden, und der gebückte, zweifellos in Rückenwirbeln durch Geburt oder Unfall deformierte Rattenbändiger musste sich untypisch für eine derartige Aufgabe doch schlussendlich wohl ebenso erfolglos mit wie immer ausdrucksloser Miene gemeinsam mit uns von Trauer, Schuld und Bedauern Geplagten von dem wimmelnden Maul in die Tief zurückziehen, an den Ort unserer Lagerstatt. 

Nichts wussten wir damals noch von dem uns noch bevor Stehenden in der Tiefe der Bairinti Vault, aus der wir schlussendlich doch noch den Quell des unkontrollierten Wuchses, und Wirrkopfs bisher wundersamste Schöpfung hinaus tragen sollten. Gemeinsam mit weiteren Schätzen der Zwergenforschung und den schlussendlich noch getöteten Cursus Kultisten abgenommenen Waffen, entschwebten wir damit in die eisigen lüfte nach Westen.

Alle dem Tode erneut um Haaresbreite entkommen, schwer beladen mit Verantwortung und Schuld, unter uns die Wälder wimmelnd von übergroßen Krabbeltieren die sich in die Welt ergossen...



1 Kommentar:

  1. Megageile Bilder, die Landschaften Portraits und Pflanzen werden noch in Jahrzehnten ein Augenschmaus sein

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