Mittwoch, 31. Januar 2024

Treibgut auf Abwegen

Berauschte, übertriebene Wunsch- und Traumbilder dieser ekstatischen Nacht ...

Aus Morrs Reich des Schlummers erwachte Hantsch langsam den Schleier des Schlafes gegen eiseskalte Nebelschwaden eintauschend, die sein Gesichtsfeld einnahmen. Und langsam drängte sich wieder das Klatschen der Wellen gegen das Schiffswrack an seine malträtierten Ohren, das Mahlen der Eisschollen dieses nördlichen Meeres und der Atem seiner noch schlafenden Gefährten … Und damit kehrte die Gewissheit zurück, dass der Schiffbruch nicht nur ein schlechter Traum gewesen war, sondern all zu schreckliche Realität, … so viele Tage auf See und nun, am elften Tage des Jahrdrung, nach der Seeschlacht des Vortages waren sie nun alle hier auf dem Wrack des einst so stolzen Hochseebootes der Hanse dem Willen Mananns ausgeliefert. Sie alle? Nein, das Atemgeräusch in seinem Ohr war singulär, nicht die ansonsten Herrschende Kakophonie aus vielen schnarchenden Nasen. Mit einem Ruck richtete er sich auf, um erst jetzt der veränderten Lage gewahr werdend:

In der Nacht, während ein jeder schlummerte, musste es gewesen sein, dass das Wrack des Großen Schiffes sich in kleinere Stücke getrennt hatte, und nun waren es nur noch der Elf Oberon und er, die sich hier auf dem Meer Treibend wieder fanden. Und doch, so Grausam ungewiss das Schicksal all ihrer Kumpanen für ihn war – ihr eigenes schien von den Göttern eine Segnung erfahren zu haben, denn am südlichen Horizont rückte etwas in den Fokus der müden Augen des Fleischerlehrlings: Eine bewaldete Küste, ein Geschenk des Schlundes und Mananns, dass sie so nahe an das rettende Festland getrieben worden waren.

Oberon war schnell geweckt und das marode Beiboot, das sich ihrem Wrackteil in der Nacht wohl angeschlossen hatte wurde von den Beiden klar gemacht die Möglichkeit zu ergreifen nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Ein gefundener Schild von Hantsch zum Rudern missbraucht, und Oberons Helm als Schöpfeimer zweckentfremdet bewegten sie sich nun, ob ihrer allgemeinen Entkräftung äußerst lahm, aber doch stetig dem Ufer entgegen.

Doch wo es nun schien, dass die beiden der Gewalt der See entkommen sollten liefen sie sogleich in die Arme solcher Zeitgenossen, die an den Rändern der Zivilisation ihren Lebensunterhalt auf dem Rücken derer verdienen die durch unglückliche Umstände nicht in der Lage sind sich der Gewalt dieser Gauner zu erwehren: Wrackteilsammler, (See)wegelagerer, oder wie Oberon zu sagen geneigt war: Dungsammler der Meere. Trotz, oder eventuell doch gerade wegen der kläglich scheiternden Versuchen der beiden Kumpanen unentdeckt durch das Feld an Schiffswracks das sich zwischen ihnen und festem Land erstreckte (in Ermangelung jeglicher Ruder) zu ‚schildern‘, wurden diese zwielichtgen Gestalten, welche gerade  dort zugegen waren auf sie aufmerksam. Schnell war eine Patrouille entsandt und ein Entkommen ohne etwas zu verlieren auf welches man doch sehr Wert legt (beispielsweise das eigene Leben, die Freiheit oder auch generell die körperliche Unversehrtheit) schien ihnen nun kaum noch möglich. 

Doch als die drei Boote, welche die Halsabschneider an Bord trugen, an sie heran kamen, erkannte man nicht nur, dass diese ominöse Treibholzmasken, geschuppte Rüstungen und Dolche mit sich führten. Nein, auch eine Oger-Dame, ein Vielfraß, eine Elite-Söldnerin war unter ihnen. Und so kam es, dass Hantsch dem wertbefreiten Gebrabbel welches mit dem auf Booten herbeigeruderten Abschaum zu wechseln gewesen wäre entsagte und doch viel eher das Gespräch mit der eindrucksvollen Oger-Söldnerin suchte. Ein Gespräch über Religöses, den Glücks-Gnoblar-Status, miserable Bezahlung und noch viel schlimmer, die geringfügigen kulinarische Anwandlungen der menschlichen Wegelagerer entspann sich zwischen den beiden. Dass dies den restlichen Halunken nicht zusagte muss wohl nicht extra erwähnt werden, doch zwischen direkten monetären Entschädigungen und dem Versprechen von vollwertigen Mahlzeiten oder gar einer Glutta, entschied die Söldnerin – Schlund sei Dank – ihren derzeitigen Arbeitsvertrag mit den Halsabschneidern, die hier gerade während ihres eigenen Überfalls ignoriert wurden, aufzulösen. Und wie sie diesen aufzulösen im Stande war! Zwei der Halsabschneider wurden ohne Zaudern von mächtigen Nackenschellen zu Boden gestreckt, das Schiff auf dem der Kampf statt fand versenkt und der Rest der zwielichtgen Bagage mit allem Recht zur Flucht getrieben.

Und so fanden sich Hantsch und Oberon auf einem Boot das ausgelaufen war um sie zu überfallen wieder, mit mehr angeheuertem Muskel als sie wohl gemeinsam aufbringen könnten. Dieser Umstand kam auch sogleich nochmals gelegen, denn im eklatanten Gegensatz zur Ogersöldnerin hätten sie alleine das Boot wohl trotz der verbesserten Situation nicht ans Ufer gerudert bekommen, denn Hantsch musste sich kleinlaut selber eingestehen, dass ihr aufmunternd gereckter Daumen und das  fröhliche „Löpt“ wohl nichts anderes als Sarkasmus sein konnte der wohl seinem unkoordinierten Ruder-Plantschen geschuldet sein musste.


Nun endlich wieder am Festland stellte sich sogleich die nächste Frage: Wohin nun? Und Schlund sei ihnen gnädig, aber auch der sehr wohl vorhandene Wegweiser der die Orte Hagendorf und Schlaghügel in der Nähe vermuten ließ, konnte ihnen nicht verraten was das wohl für Orte sein mochten. Erneut war es nur dank der vom Schlund gesandten Gnade in Form ihrer neuen fast schon Kumpanin, dass sie hier weiter kamen: Denn auch wenn sie nicht mit direkter Information aufwartete, so brachte sie die beiden Schiffbrüchigen zu jemand der ihnen weiterzuhelfen vermochte.

Nils war der Name dieses Mannes, der ihnen nun weiter helfen sollte. Und am gewichtigsten: So erfuhren sie den Namen der Söldnerin, Heike. Mit ihr kam man während eines Verarzten des während der Vertragsauflösung zustande gekommenen Verletzungen am Allerwertesten auch noch weiter ins Gespräch, und es kam zu Tage, dass sie – so weit sie auch wohl schon gereist war – nur wenig Bekanntschaft mit Ogern aus dem Osten gemacht hatte. Oh welch traurige Geschichte war es doch, hatte der Hunger der in ihr so wie in jedem Oger brannte noch nie gestillt werden können, gab es doch keine Kameradschaft im gemeinsamen Stamm und keine Glutta – noch nicht einmal von Festmählern kann wohl während der letzten Anstellung hier im Norden die Rede gewesen sein. Den eigenen kaum zu stillenden Hunger vor Augen konnte Hantsch nur erahnen wie sehr der Hunger wohl in ihr wüten musste. Ach, er konnte nur hoffen, dass sie ihr Weg eines Tages wahrlich in die Tafel einer großen Glutta führen möge! Und zumindest fürs erste würde Heike sie in Richtung des großen Schlachthofes im Altdorfer Untersteg begleiten.

Doch abseits dieses erbaulichen Gedankens musste man sich nun entscheiden wie man nach Altdorf zu gelangen gedachte: Der Landweg nach Süden führte wohl durch von Elfen besiedelte Wälder und durch den Schadensumpf. Den Seeweg hätten sie wohl ab Hargendorf befahren können, doch waren dort hin auch diese Dungsammler des Meeres – Aufläufer nannte sie Nils – geflohen und würden sich bei einer zweiten Begegnung wohl nicht von einer besseren Seite Zeigen. Der Seeweg, so argumentierte Oberon, wäre wohl der schnellstmögliche und er hätte Dringende Angelegenheiten in Altdorf zu erledigen. Die Konfrontation mit dem zuvor verscheuchten Lumpenpack wollte Hantsch jedoch nicht auf deren Heimatboden Austragen. Und als von Heike und Nils noch angemerkt wurde, man könne ja per Boot auf dem genau in die richtige Richtung liegenden Fluss sich bewegen wurde Oberon umgestimmt und es wurde entschieden den Landweg zu nehmen.

Die Flussgebiete und Seitenarme des Demst Richtung Süden

Und so machte sich das neu geformte Trio auf dem Flusse Demst in Richtung der Elfenwälder auf, in denen Schlaghügel lag. Ein kleines, altes, neues Dorf sei dies, hatte Nils gesagt. Und sich gewundert ob denn alle Erlaubnisse zur Wiederbesiedelung von den Elfen eingeholt worden wären – wobei er doch dem hiesigen Baron Hagenfels vertraute, dass alles nach Recht und Ordnung durchgeführt worden war. Das mulmige Gefühl, ob denn ihre Anwesenheit dort dem dortigen Herrscher - Frostwächter hatten ihn Oberon und Nils genannt – genehm sei, übertünchte man während der Bootsfahrt mittels einiger munterer Gespräche über den Verdacht auf die Mitgliedschaft in gewissen zwielichtigen Vereinigungen des Imperiums. Doch als dann gegen Abend das düster und verlassen wirkende Dorf in Sicht kam, war dieses Gefühl sogleich wieder allgegenwärtig. Ein altes Dorf war es, die Ausläufer verfallen wie von vielen Wintern verzehrt. Ein neues Dorf war es, die zentralen Gebäude liebevoll restauriert und bewohnbar gemacht. Und ein stilles Dorf war es in dem sich kein einziger der Bewohner zeigte. Keine Bewegung, kein Licht, kein Feuer in der großen Villa im Zentrum. Keine schnaubenden Pferde in den Ställen. Keine Menschen auf dem zentralen Platze auf der von einer mächtigen Eiche dominiert wurde. Nur eine einsame Fußspur führte nach Schlaghügel hinein und nicht wieder hinaus.

Schlaghügel, die Bevölkerung verschollen.

Obwohl man sich einig wurde, dass dies wohl nicht mit rechten Dingen zugehen konnte bewegten die drei sich weiter hinein nach Schlaghügel, und wurden bald darauf mit dem Anblick eines vertrauten Gesichtes begrüßt. Van Dagwin, den muskelbepackten und muskelbetonenden Gefährte Oberons hatte es ebenso in diese von jeder sonstigen Menschenseele verlassene Gegend geführt! Welch Freudiges Wiedersehen! Und auch eine erste Begegnung unter guten Vorzeichen, schienen Heike und Van Dagwin einander doch sehr umwerfend zu finden.

Van Dagwin war schon vor der Gruppe in Schlaghügel angekommen

Doch so groß die Freude auch war, so musste sich doch um ernste Belange gekümmert werden: Ein Unterschlupf musste für die Nacht gefunden werden, und eine ominöse hastig in die Dorfeiche geschnitzte Botschaft gab noch weiter zu denken: „Enga“, „Barme“ … „Nebel“, „Erbarmen“ wie Heike nach Oberons Entzifferung der Buchstaben zu übersetzen vermochte.

Die alte Eiche: Schlaghügels Zentrum

Zuerst jedoch der Unterschlupf. Van Dagwin berichtete von einer Falle, die ihm im Hause des Schmiedes aufgelauert sei. Doch konnten die anderen dort nichts entdecken als eine aufgeräumte Werkstatt, die auf die Wiederkehr ihres Meisters wartete. Keine Kampfspuren waren zu sehen, weder in der Schmiede noch an anderen Orten. Als würden die Bewohner jeden Moment zurück kehren. Mit schlechtem Gewissen, sich in diesem nur kurz verlassenen Dorf einzunisten suchte die Gruppe dann im Haus des Jägers Unterschlupf: Weniger zentral als die große Villa, die Feuerstelle war im inneren und nicht vor dem Haus wie bei der Schmiede, und es erschien besser gegen die Kälte geschützt als die Stallungen.

Kurzes Suchen im Jagdhaus förderte dann auch noch eine Rehhälfte zutage – Schlund sei dank! Zwar hatte man während des Rundganges im Dorf schon von einigen trockenen Striezeln naschend den Hunger etwas zähmen können, doch lange wäre ein richtiges Mahl nicht mehr aufschiebbar gewesen. Bald schon war das Reh zerlegt und im wenigen Fett seines Bauches röstete Hantsch nun einige zerdrückte Knoblauchzehen und Fleischstücke. Mit Schnee aufgegossen, geköchelt und mit Striezelbrösel eingedickt ergab sich bald eine Suppe, die zwar sättigte, aber leider doch so einiges zu wünschen übrig ließ. Kein Salz war enthalten, der Hunger hatte geboten die eigentlich notwendige Kochzeit abzukürzen und die Striezel hätten besser getrocknet und zu feineren Bröseln verarbeitet werden müssen. Ein von Oberon spendierter Kräutertrunk konnte jedoch dem Mahl doch noch eine zusätzliche Geschmacksdimension verleihen, welche es dringend nötig hatte.

Der Wohnraum des Jägers

Da nun der Hunger aber ein kleines bisschen weniger seinen Körper plagte, kehrten Hantschs dunkle Gedanken zurück… „Nebel, Erbarmen“, die ominösen in die Eiche geschnitzten Worte und die todesgleiche Stille im Dorf nahmen mehr und mehr seinen Kopf ein – bis zu dem Moment, als lautes Knallen wie von einer Schwarzpulverwaffe durch die Nacht hallte und mit einem mal die Kälte noch viel schneller, ja gar unnatürlich schnell, in die Knochen zu kriechen schien. Erschrucken und in Angst, feindlich gesonnene Schusswaffenbenutzer könnten sie im Dorf als leichte Beute ansehen raffte die kleine Truppe all ihr habe zusammen, wappnete sich mit gefundenen Decken gegen die Kälte und machte sich einer aufgescheuchte Brut Hühner auf die Flucht. Zum Boot wollten sie erst, doch von diesem fanden sie nur noch Splitter auf einem vollends zugefrorenen Fluss. Weiter ging es in Richtung Wald, doch die Kälte wurde immer schlimmer. Und endlich wurde ihnen klar, dass hier kein Feind mit Kanonen und Musketen im Anmarsch war. Nein, die unnatürliche Kälte war es welche ihnen den Garaus machen würde, so wie sie auch schon ihr Boot auf dem Gewissen hatte. Doch was nun? Entfliehen konnten sie auf ihren klammen Beinen nicht mehr und so wurde die Entscheidung gefällt das Feuer in der zuvor gefundenen Schmiede zu entzünden und soweit anzufachen, dass die Aussichten die Nacht zu überstehen erträglich gut sein würden. Doch leichter geplant als getan: erst nach mehreren gescheiterten Versuchen von Hantsch konnte Oberon die Flammen entfachen und mit Hilfe des Blasebalges auflodern lassen, auf dass sie die Vier in den Stunden der Nacht vor dem Erfrieren bewahrten. Doch als sie Stunden Später von der letzten Feuerwache geweckt wurden waren die Glieder eines Jeden gar arg durchfroren und die Flammen der Esse schufen erneut Abhilfe: Auf Oberons Anraten wurde Wasser Erhitzt, in einem Viehtrog zusammengeschüttet und in dem so improvisierten Bad der Körper der drei Menschen aufgewärmt, und man wappnete sich dem nachzugehen, was dieses Dorf wohl heimsuchte.

In der Schmiede brennt ein Feuer, ideal für ein Lager das der Kälte zu trotzen vermag

In der Villa des Bürgermeisters von Schlaghügel begannen die Vier ihre Suche nach Hinweisen. Und auch wenn in der Küche gähnende Leere herrschte, so bot das Arbeitszimmer des Ortsvorstehers zumindest einen Nähboden um Gedanken zu formen, die des Rätsels Lösung bedeuten könnten: Aufzeichnungen welche hier zurückgelassen waren erwähnten – von Oberon vorgelesen, dass man darauf vertraute, dass Anni, die hier lebende Priesterin der Rhya und ihr Bund zur Göttin und zur Natur in Stunden der Gefahr die Dorfgemeinschaft erretten würde. Doch war auch die Sorge zum Ausdruck gebracht, dass das Vidualitium, der Pfarrhof, des sich in Wiedererrichtung befindlichen Rhytempels noch nicht wieder hergestellt war und Anni ein Haus auf der anderen Seite des Dorfes bezogen hatte. Anni selbst war es die wohl noch von mehr Sorge geplagt war – sie hatte laut den Aufzeichnungen des Nachts immer zwei Wachen bei der Säge, dem sichersten Ort im Dorf postiert – für den Bürgermeister nicht nachvollziehbar.

Und wenn die geschriebenen Worte auch nicht erklärten weshalb dieses Dorf nun so still und verlassen dar lag, so wurde dem (Vor-)Leser und den drei Zuhörern doch klar, dass der Rhyatempel wohl am ehesten Antworten auf ihre Fragen haben würde. Doch wo würde sich der Tempel wohl befinden? Um einen größeren Bereich des Dorfes absuchen zu können trennte man sich auf. Oberon und Dagwin fanden Annis Wohnstatt. Von allen bisher entdeckten Schlafstätten war hier die erste, welche nicht unberührt zurückgelassen war. Jemand hatte  die Laken zurückgeworfen, hatte sich erhoben, aus dem Fenster in Richtung Fluss geblickt und sich sodann auf den Weg aus dem Gebäude gemacht. Heike und Hantsch konnten derweil einen der vom Bürgermeister beschriebenen Wachposten finden, und wenn an dem Ort selbst nichts auffälliges zu finden war, so erspähten sie von dort doch den Tempel am waldseitigen Rande des Dorfes.

Der Tempel. Ein runder Steinbau, noch einiger Instandsetzungsarbeiten bedürfend, war er doch schon mit einem Allerheiligsten, einer Statue der Rhya, gesegnet. Ein Gebet vor diesem Altar offenbarte zwei weitere Worte in den Staub geschrieben: „Ogen“ – Augen und „Fukdiget“ – Feuchtigkeit. Daneben ein wie im Kampfe vergossenes, halbvolles Fläschchen Weihwasser und ein Schnitzmesser, als sei die Intention gewesen auch diese Worte zu schnitzen, die benötigte Zeit aber nicht mehr zur Verfügung gestanden. Und auch die Statue der Rhya hatte etwas an sich, das den Betrachtern Rätsel aufgab…

Der Schutz und die Obhut der Rhya: das Lachen – die Gnade im Kampf gegen das Ungewisse, die Freudentränen die Schutz vor den Dürren des Sommers bringen und die Feuchte, der Wegweiser wenn man in Liebe die Augen schließe. Nichts davon spiegelte die Statue noch wieder. Doch als mit sachter Hand die bewegbare Statue mit den Lehren der Rhya in Einklang gebracht war, wurde den Gefährten der Segen der Göttin zuteil und sie wurden aufgefunden von jenen, unter deren Schutz dieses Dorf stand: Den Elfen des Laurelorn, den Kriegern des Frostwächters.


Bericht Oberons aus dem Haus der Bal Drian über die Geschehnisse im Nordland und Laurelorn Wald.

War unsere Mission in der Krallensee nun erledigt? Den Roten Schlüssel aus den Südlanden hatten wir zwar aus dem Wrack des Norseschiffs errungen und vermeintlich unseren Expeditionsleiter Vong Hohenflur zufriedengestellt, doch sollte sich die Heimreise komplizierter gestallten.

In der Attacke durch das Nulner Kriegsschiff und die Cursus Honorum Anhänger hatten wir unser eigenes Hanseschiff verloren und trieben - durch Hohenflurs Arkanes Ritual gerettet - auf den sinkenden Bruchstücken in der eisigen See.

Strömung, Wind und Unachtsamkeit durch schiere Erschöpfung trieb unsere Schiffsbuchstücke, schwimmenden Möbel und Rettungsbote auseinander und so fanden sich nur noch Herr Schwarz und ich selbst zuletzt an die Küste des Nordlands getrieben.

In einem drohenden Konflikt mit Wrackplünderern konnten wir durch kulturelles Feingefühl Herrn Schwarzes und finanzieller Ermutigung meinerseits, eine einheimische Oger Söldnerin für uns gewinnen, Vorräte bei einem Strandgutsammler - Nils - aufstocken und den Weg in den Süden beginnen. Endlich war ich Jerichos Ring nun los, wollte ihn doch im Untersteg schon kein Hehler annehmen.

Da uns die Hochseeroute durch hiesige Hafenstädte vermultich weitere, der in die Flucht geschlagenen Plünderer oder gar erneut die Cursus Agenten in die Quere zu werfen versprach, schlugen wir den Weg über den Fluss Demst in den Süden ein.

Eine Bootsreise und ein paar Stunden später stießen wir so auf ein desolates, jedoch scheinabr erst kürzlich aufgegebenes Holzfällerdorf, sowie erleichternder Weise meinen Begleiter aus den Himmelspfeilern Van Dagwin. Die Schuld seines vermeintlichen Todes auf hoher See von meinen müden Schultern war die Erkundung des Dorfes Schlaghügel nun ein weitaus heitereres, hoffte ich doch auch Karl, Syfryd, Konrad und die anderen neuen Weggefährten mit der Zeit, oder spätestens in Altdorf wieder lebend anzutreffen. Hatten auch sie Visionen von Sand, Tod und buckeligen Pferden seit Vong Hohnes Ritual wie Schwarz und ich? Die Alpträume von einem blauen Geist der dicht vor mir Klingen um sich tanzen lässt, scheint nur mich zu betreffen, geht mir nicht aus dem Kopf. War es ein Vorbote auf die am folgenden Tag noch eintretenden Ereignisse oder auch Nachwehe Vong Hohenflurs Rituals? Diese Visionen zehrten jedoch noch an meiner geistigen Vitalität, und es drängte mich sie, wenn auch sonst nicht meine Art, in Rausch, Kampf oder erheiternder Gesellschaft zu vergessen.

Die ungeplagt, simplen Gemüter Dagwin und Heikes, unserer kampftüchtigen und kälteresistenten Gefährten wussten uns mit ihren sprachlichen "Eigenwilligkeiten" aufzumuntern, so offenbarte unsere Erkundung des mysteriös verlassenen Dorfes drei mögliche Faktoren: Vom Chaos geküsste Barbaren und entstellte Aussätzige, die Unwirtliche Natur und das gnadenlose Winterwetter, oder die Elfischen Kinder des "Frostwächters".

Zweifellos jene geheimnissvollen Nachkommen derer, die den Ruf zu den Waffen des Bruderkrieges ignorierten und sich in die Wälder der Alten Welt zurückzogen, die Laurelorn Elfen. Sollten jene fernen Verwandten uns durch die Jahre der Isolation fremd geworden sein, wie die dunklen Skugatti? Sitten und Götter pflegen die sie uns entfremdeten, oder waren sie lang verschollene Zwillinge die gar uns vergessenes Wissen hüten? Begierig harrte ich auf eine mögliche Begegnung, denn stets ignorierten sie Kontaktversuche aus meiner Geburtstatt, der Exklave in Marienburg, und auch eure Meinung, Herr Mercian, und die gemunktelte in Sindelfingen scheint keine hohe von ihnen zu sein. Doch die Schatulle aus besungenem Holz aus der Bairinti Vault in meiner Tasche, und die Aussicht auf die Erforschung des Stabes mit euch, brannten mir eine Begierde in den Geist, ihre Kooperation zu suchen. 

Und, zugegeben, obwohl ich mittlerweile meinen Platz nicht länger in den sicheren Handelskontoren und Ärztebüros Marienburgs, oder einzig dem gefährlichen Leben eines Abenteurers und Söldners, sondern in der Vertreidigung und dem Interesse Sindelfingens sah, ich wollte mehr wissen. Ein gewisses, romantisches Echo meiner jüngeren Wanderlust, das mich vor einem Jahr in den Nordosten ziehen und den Gerüchten und meiner nur Literatur genährten Fantasie um diese legendären Blutbundkrieger folgen, und erfolglos in Middenheim landen lies, holte mich doch ein.

War er auch kein Mann der Bücher und Schriften, schien Herr Schwarz doch ein begierig lernwilliger Diener der imperialen Götter, war geschickt in der Ressourcenfindung, Essenszubereitung sowie leicht umgänglich und sympatisch zu seinem Umfeld. Keine Selbstverständlichkeit, eingedenk meiner bisherigen Erfahrungen mit Begleitern der letzten Monate. Dankend hatte er vor einigen Wochen bei unserem ersten Aufeinandertreffen den Hakenfausthandschuh gegen seine Armschiene des Gladiators getauscht, und wissbegierig ging er mir bei jeder Gelegenheit der Arzneizubereitung und Wundenversorgung zur Hand. Ebenso schien er ein Freund Khevins und Syfryds, beides erwiesene Kampfgefährten und Freunde. 

Ein lieber Geselle, Hantsch Schwartz

Einzig die Totenkopfmaske, die stets seine Stirn in grimassenhafte Schatten tauchte und deren enigmatische Herkunft gaben mir zu denken. Insgesamt war sein Optischer Eindruck ein enschüchternder, eingedenk auch seiner oft selbst zugefügten, Narben die mich an die Flagellanten des Middenlands erinnerten. Er schien ein Schaf im Wolfspelz. Meinen Verdacht seit der Cursus Konfrontation auf hoher See, in der er ihren Admiral zu kennen schien und sich auf die Worte eines anderen Cursus Jüngers bezog, entkräftigte er mit unschuldigen Berichten seiner Pilger- und Abenteurertage vor unserem Kennenlernen. Doch was mich schwer logisch-begründbarer-Weise am ehesten ihm vertrauen lies, waren wiederholte Traumfragmente. In diesen war ich er, in einer Elfischen Ruine unter der Erde, das Blut einer Glaubensschwester an meinen Fingern. Es ergab wenig Sinn und eines Tages sollte ich ihn vielleicht noch darauf ansprechen, doch vorerst waren unsere Schicksalsfäden ohnehin verflochten, und es gab andere Sorgen. 

Wie auf einer selbst auferlegten Mission machte er es sich zur Aufgabe das Rätsel dieses eisigen Dorfes zu ergründen bevor wir weiter zogen. Dies versuchte er mit einigen zurückgelassenen Weihutensilien, die ich mit Dagwin mehr in Scherz als Andacht aus der verlassenen Priesterinnenbehausung Annis, Nils´ Verwandten, mitbrachte. Rituelles Wissen aus seinen bisherigen Reisen wie mir scheint, erlaubten ihm ein schon länger eingestürztes Heiligtum der Rhya wieder etwas in Stand zu setzen. Vielleicht konnte uns dadurch die entsetzliche Kälte der letzten Nacht etwas erspart bleiben und die Göttin der Natur uns wohlwollender in ihren Schoß vortschreiten lassen, wie sie ihm auch ein Füllhorn und geweihten Kessel aus dem Inneren ihres Statuenleibes schenkte.

Unser zweiter Tag in dem Dorf neigte sich so bereits dem Ende, da grüßten uns schließlich in dem Schrein die angelegten Pfeile der Laurelorn Elfen.

Sie schienen abgehärtete Wildnisbewohner, gehüllt in Tarnkleidung, grimmig, kritisch und entschlossen uns als Eindringlinge zu erlegen. Keine Worte der Beschwichtigung und Freundschaft ließen sie gelten, noch Neuigkeiten aus der Welt außerhalb ihres Waldes zu interessieren.  Zumindest "sauber riechend" ließen sie Dagwin unbehelligter als die Cursus Kultisten es getan hätten, die sicherlich sofort einen Chaosbarbaren in ihm sahen, ignorierten die Ogerin gänzlich und fanden, mir anfangs dubioses Interesse an Herrn Schwarzes Eisenmaske, die er etwas später sogar erstmals, seit ich ihn kenne, abzunehmen beschloss. 

Denn diese hatte er, nun konfrontiert und so bereit darüber zu sprechen, von einem infamen Kultisten des Blutbefleckten, der zuvor bereits durch ihre Domäne kam und scheinbar für die auf der Reikerbahn gemunkelten Morde im Bürgerviertel verantwortlich war. Sein erlegen dieses Cassarion Moranis´ brachte uns zumindest etwas Gutwillen der Fremden ein. Draußen, zwischen weiteren ihrer Sippenkrieger und entkräfteten Pferden, erkannten wir einen schwer verletzten unter ihnen, zum Sterben an den Stamm der hoch aufragenden Eiche in der Mitte Schlaghügels gelehnt. Ein uralter Baum, der wie auch die anderen, ihren Andeutungen zufolge, einst von den Zivilisationsverweigerern selbst gepflanzt und kultiviert wurde.

Sie alle, erkannten wir jetzt, waren ausgezehrt, blass wie der allgegenwärtige Schnee, hinkten und waren von Hämatomen, Zerrungen und stumpfen Kampfverletzungen nur so übersät.

Der Tod des schwer verwundeten, alten Elfen schien ihnen bereits sicher, so ließ man mich gewähren und ihn durch einen operativen Eingriff fast schon mit Gewalt zurück ins Leben ziehen und seine Rippenverletzung sowie grauen Schleier in den Augen stabilisieren. Er brauchte Schlaf und möglichst keine Bewegung. 

Ihr Anführer, Eriol - "der Graue" erhielt unterdes Kunde vom ebenfalls kritischen Zustand seines Sohnes Fohres in einem entfernten Lager. Den beschriebenen Symptomen nach war ich mir nicht sicher, es klang wie eine Vergiftung oder Hernie, oder Appendizitis.


Eriol, Blutbundkrieger des Frostwächters

Er lehnte jede Hilfe seiner Mitstreiter ab ihn zu Begleiten, schonte sogar sein Pferd Inain und so drückte ich ihm einen meiner kürzlich gebrauten Heiltränke in die Hände.

Im nachhinein betrachtet, hätte ich mich wohl vehementer aufdrängen sollen ihn zu begleiten, doch schienen meine Fähigkeiten hier ebenso gebraucht, und ich glaubte ihn im Wald nur zu verlangsamen.

Ein zweiter kleiner Trupp machte sich auf nach Heilkräutern, kriechendem Gänsefingerkraut, zu suchen wie einer von ihnen verkündete - Mathan meine ich seinen Namen gehört zu haben - während wir uns erneut in der Schmiede vor der Kälte zu schützen suchten und die Verletzten hineintrugen.

Anfangs so bedrohlich waren sie nach wenigen Stunden vollends erkennbar ein ausgedünnter, übermüdeter, ausgehungerter Haufen am Ende ihrer Kräfte. 

Doch trugen sie die Rune Arhain an ihnen, Diener Loecs also, die sich als Blutbundkrieger in der Tradition der Schatten auswiesen. Faszinierend! Lebten diese fremden Elfen also einerseits nicht nur wie die legendären Frontwächter und Kundschafter Nagarythes, von denen ich als Kind schon gerne Geschichten las. Ebenso war ich doch gerade erst vor meiner Abreise in die Himmelspfeiler, an meinem Geburtstag in den frommen Dienst Liadrielles getreten, die von vielen als minderer, wohlwollenderer, weiblicher Aspekt des Gottes des Tanzes und der Tricks bezeichnet oder ihm zumindest in unserem Pantheon sehr nahe gestellt wird. Ich muss zugeben mich zu lange von menschlichen Angelegenheiten abgelenkt gewesen zu sein um mehr über meine eigenen Götter zu wissen.

So lange Zeit unter Menschen verbracht ist jede Begegnung mit Vertretern unseres edlen Volks doch immer wieder bittersüße Realisation unserer eigenen Fehlbarkeit und Sterblichkeit. Wie gerne malte ich mir doch immer vor dem geistigen Auge aus - da ich fragwürdiges menschliches Vorgehen beobachten durfte - wie viel nobler, durchdachter und erfahrener wir doch diversen Herausforderungen begegnen würden. Doch scheint es unser ewiges Schicksal zu sein hoffnungslos an Zahl und Kraft unseren Feinden unterlegen zu sein. 

War unseren Cousins im Norden hier ein elfisches Leben weniger wert? Waren sie Fanatiker, deren heilige Mission ihren Wald zu verteidigen jedes Opfer wert war? Sie schnienen zwar in gelegentlichem Austausch mit den menschlichen Nachbarn des Nordlands zu stehen, doch außer einem schwer verständlichen Reikspiel Akzent nach, wenig mit ihnen zu handeln. Ich spielte mit dem Gedanken sie zumindest im Winter, da sie hier offensichtlich nicht viel zu Essen, Wärme und Unterschlupf fanden, einzuladen in unseren Kolonien in den Städten zu Kräften zu kommen, wie ein Bär im Winter. Es hätte jedoch wie mir klar wurde nur dem Affront gedient. Sie bestätigten zu oft, dass ganz im Gegenteil die Härte des Landes, des Frostwächters, sogar auf ihrer Seite war, wenn es um die Vertreibung von Chaos verseuchten Eindringlingen ging. Der Wald brauchte sie, wie sie den Wald. 

Liadrielles Segen schien mich nun schon durch windige Höhen, eisige Berge, tumultuöse Wagenfahrten, Hochseeabenteuer und nun hier ins Nordland zu folgen.

Ich stimmte ein paar zögerliche klänge auf Theoderich Wietings Harfe an, denn unter diesen demotivierten Umständen erschien es mir angebracht ihr - trotz meiner sehr beschränkten musischen Fähigkeiten - zu huldigen und die Moral der Elfen zu heben. 

Neben Herrn Schwarz´ inbrünnstigem, wiederholten Erwähnen und Anrufen seiner Götter über die letzten Tage erschien mir die elfische Religion einmal mehr um ein vieles subtiler, von Ideen und Weltwahrnehmung anstatt durch Institutionen und Personifizierungen geprägt und selbstverständlicher. Zugleich wünschte ich seinen hoffnungsvollen, rohen Glauben in eine übernatürliche magische Hilfe seitens fast allmächtiger Entitäten teilen zu können. Es musste befreiend sein, nicht durch Erforschung des Selbst, das Beherrschen und Trimmen der einen gegenüber dem Fördern und Entfesseln der anderen unwillentlichen Triebe dem Pantheon das uns prägt und zu uns macht zu huldigen. In Theologie und den Magischen Philosophien zugegeben gänzlich ungebildet, schien mir der menschliche Glaube da viel eher ein abgeben der Verantwortung über die Welt, und ein befreiendes Vertrauen in väter- und mütterliche Figuren die im Gegenzug Huldigung und Ehrerbietung wie auch materielle Opfer verlangten.

So schien ihm jedes Glück und Ungemach eher von aussen bestimmt zu sein, als durch eigenes Einwirken oder Zufall. Den fast unglaubwürdigen Fund eines fertigen Schweinebratens mitsammt Beilagen in einem gefrorenen, verlassenen Ofen verdankte er demnach dem "Schlund", sein widerum tragisches, fast verbrennen davon dem "mitnaschenden Feuerrachen" und das widerum trotzdem glückliche genießbare Innerste davon sowie das begleitende Kraut mit dem die Elfen in unserem beheizten Schmiede Unterschlupf eher dankend vorlieb nahmen, vermutlich der kürzlich gehuldigten Rhya.

Mein zögerliches Anschlagen der ersten Lautensaiten wurde, entgegen meiner Erwartung und Erfahrung aus der Heimat jedoch ebenso wenig mit vertrauter elfischer, stiller Andacht und Reflektion oder gar irritiertem Abwenden, doch ebenso euphorisch glaubensbekundenden lauten Anrufungen Loecs, Gottes der List, Musik und des Tanzes begrüßt.  

Weitere Intrumente erklangen schon bald, aufputschende Arzneien machten die Runde, Weinkorken und bedenklicher weise entblößte Klingen pfeiften schon bald im Rhytmus durch die verraucht Luft.

Rasant flogen lange offene Haare wie Schwalben im Frühling, extatische junge Leiber befreiten sich von Winterpelz und Lederschutz und euphorisch die Heiterkeit in sich aufsaugende junge Elfen sprangen leichtfüßig über die faszinierten beiden Menschen, die wie selbstverständlich am Spektakel teilnehmen durften.

Auch ich spürte bei dem berauschenden Anblick, Klang und Geruch Erregung, den Drang aus tiefstem Inneren, teil zu haben, am Rausch der Geschwindigkeit, wahnwitzigen Balanceakt aus ästhetischer Gewalt und Erotik beidem jedoch nicht gänzlich verfallend.

Ihre Huldigungen und Anrufungen galten bald schon Adamnan Na Brionna, und ihr Tanz wurde zorniger und extatischer. Ich fühlte mich wie in einem Märchen. War dies die Art wie alle Elfen vor dem Einbrechen des Chaos in die Welt lebten? Hatten diese Waldelfen etwas uns Ulthuan abstammendem Volk neues und doch uns ebenso zu grunde liegendes entdeckt und zu Tage gefördert? Zugleich schien es auch gefährlich, sich so gänzlich fallen zu lassen in den Rausch der Emotion, wie ein rutschiger Pfad zu den Göttern des Abgrundes. Und doch war es ein gar anziehendes Jonglieren mit dem Feuer.

Respekt und Neugierde, wie zugegeben auch Faszination geboten mir mich auch den Rauschmitteln nicht zu entsagen, ließen mich die Kälte, Dunkelheit und Überfallgefahr ausserhalb unserer Ledernen Zeltvorhangplanen vergessen. 

Rotes Lungenkraut half gegen Husten und Schwindsucht, regte den Atem beim Tanzen an.

Klingensprung Paste ins Ohr gerieben lies einen die Musik intensiver wahrnehmen und wie auf einer Woge gleiten.

Katzenaugen Rauch und Salbe im Gesicht schärfte den Blick, alle Konturen und Bewegungen, lies die Tanzenden wie in einzelnen Bildern erscheinen.

Immer schneller wurde das Spektakel und wie an einer einladend strahlenden und duftenden Rose schnitt Herr Schwarz sich die Hand an einer tanzenden Elfin, strauchelte blutend in meine Richtung, das Grinsen noch ins nun unmaskierte Gesicht geschrieben.

Unweit taumelte auch der gänzlich in seinem Element aufgehede Van Dagwin freudig und erregt unter den waghalsigen Klingentänzern, mit seiner akrobatischen Kunst am Ende in eine Ecke und beobachtete das Geschehen. Nicht lange durften wir staunen ehe unter aufstöhnenden Schreckensrufen ihrer Sippenbrüder und Schwestern eine Elfin blutend in die Knie ging. Sofort taumelten wir zu Hilfe und verarzteten die nur nach dem fernen vermeintlich vergifteten Gefährten Fohres Klagende, dessen Ungemach sie scheinebar selbst verschuldet hatte. Doch noch sollte sie ihren Freund nicht im Tode wiedersehen schwor ich mir, so sehr sie sich auch absichlich in eine der fliegenden Klingen geworfen hatte. Hansch und Dagwin assistierten mir gewissenhaft und bald schon hatten wir zwei stabilisierte, bewusstlose Elfen unter uns. In dem Tumult war ihr eine Art Tagebuch aus der Tasche gefallen, in klindlicher menschenhandschrift chiffriert. Ich verstaute es sofort für einstweilige sichere Verwahrung, vielleicht konnte zumindest dieses mir Aufschluss über die Feinde die diese Elfen so von Kopf bis Fuß mit Blessuren überzogen hatten verraten, und was es war, das unsere entfernten Vettern nur so in diesen ekstatischen Wahnsinn trieb.

Noch im sinneserweiternden Rausch strauchelten wir nach draußen um die nächste Wachschicht zu übernehmen. Bevor er sich selbst aufs krudeste mit Abschnürung und Schnaps verarztete, ließ sich Herr Schwarz auch noch eine Ampulle seines Blutes von einem der Laurelorn Elfen abnehmen und Loec allein weiß für welche Späße verwahren. 

Doch auch ich selbst schien in dem Aussichtsturm hin und herwankend nicht eher im Stande meiner Verständnisgabe und so entzogen sich mir sämtliche Versuche die dort eingravierten Worte zu verstehen und ich machte nur einen Abrieb davon für wachere Stunden.

Was mir nicht mehr gelang: das eigenartige Zeichen im Fluss unter uns genauer wahrzunehmen oder die kodierten Worte in dem Tagebuch zu entziffern. 

Ich hoffte nur, in Nils Standgut-Bärenfell gehüllt der Kälte trotzend und meinen rasenden Puls belauschend, die anderen durch die Nacht Irrenden überlebten diese unbeschadet. Bald schon würden wir über den Hafen ihrer geheimen Stadt Tor Lithanel die Heimreise nach Altdorf antreten...

Ins Eis eingekerbt: ein Symbol




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